SOUTH PARK - DIE KOMPLETTE SECHSTE SEASON

Trey Parkers und Matt Stones 1997 auf dem US-Kabelsender Comedy Central gestartete Trickfilmserie existiert bekanntlich immer noch und hat bereits die 12. Staffel erreicht, was meiner Aufmerksamkeit völlig entgangen war, da ich mich schon länger nicht mehr dafür interessiert hatte.

Aber nachdem ich die köstliche 3-fach-Folge "Imaginationland" der 11. Staffel zufällig in die Finger bekommen hatte - die inzwischen auch leicht verlängert einzeln in den Staaten auf DVD erschien -, in der muslimische Extremisten die menschliche Fantasie angreifen, war die alte Begeisterung wieder entflammt.

Und auch die gerade hierzulande auf DVD erschienene 6. Staffel bietet die von Parker und Stone gewohnte Mischung aus geschmacklosem Humor und erstaunlich pointierter Gesellschaftskritik beziehungsweise dem Aufgreifen bestimmter Aspekte des Weltgeschehens und zeigt wirklich keinerlei Abnutzungserscheinungen.

Man ist sogar überrascht, wie bissig und kompromisslos die beiden nach wie vor Tabuthemen aufgreifen - ihr Veralbern von Scientology hat sie ja sogar ihren schwarzen Schulkantinenkoch gekostet, gesprochen von Isaac Hayes.

Im Gegensatz zur absurden und angriffslustigen Komik von "South Park" wirken "Die Simpsons" inzwischen leider völlig zahnlos und wie biederes Kinderprogramm. Man nehme nur alleine die Folge "Red Hot Catholic Love", wo es um Kindesmissbrauch durch Priester geht (Stan: Chef! What would a priest want to stick up my butt? - Chef: Goodbye!) oder "Child Abduction Is Not Funny", wo die Panik vor Kindesentführungen dazu führt, dass die Bewohner schließlich als extremste Maßnahme eine Mauer um South Park bauen, bis sie erfahren, dass die größte Gefahr für Kinder angeblich von den eigenen Eltern ausgehen soll.

Ein besonderes Highlight ist aber "The Return of the Fellowship of the Ring to the Two Towers", wo man gleichzeitig HERR DER RINGE parodiert und die unschuldigen Kinder durch eine Verwechslung zweier Videokassetten mit harter Pornografie konfrontiert, was zu recht traumatischen Erfahrungen führt (Randy Marsh: Well, y-you see, when a-when a man and a woman fall in love, the-the man puts his penis in the woman's vagina.

It's called lovemaking and it's part of being in love. - Token Williams: [after a long silence] And when the woman has four penises in her at the same time, then stands over the men and pees on them, is that part of being in love too?).

"South Park" entwickelt dabei einen wirklich erschreckenden Suchtfaktor, denn man kann plötzlich gar nicht genug von dem prächtig funktionierenden subversiven Irrsinn von Parker und Stone bekommen, die trotz der absichtlich schäbigen Legetrick-Ästhetik der Serie erstaunlich lebendige, sympathisch neurotische Charaktere geschaffen haben, die einem richtiggehend ans Herz wachsen, so weit das bei einem Unsympath wie Cartman überhaupt möglich ist.

Jeder bekommt hier sein Fett weg, wobei die prominentesten Prügelknaben diesmal Russell Crowe, Rob Schneider ("Rob Schneider was an animal. Then he was a woman. And now Rob Schneider is...

A stapler. And he's about to find out that being a stapler is harder than it looks. Rob Schneider is... The Stapler. Rated PG-13."), George Lucas und Steven Spielberg sein dürften. Und man kann sich eigentlich nur dem wunderbar schrägen Titelsong von Primus anschließen, wo es heißt: "I'm going down to South Park, gonna have myself a time.

Friendly faces everywhere, humble folks without temptation. Going down to South Park, gonna leave my woes behind." Neben der 6. Staffel ist bei Paramount auch noch mal die 3. Staffel neu veröffentlicht worden, ebenfalls mit einem Audiokommentar von Matt Stone und Trey Parker versehen und zu einem angenehm günstigen Preis erhältlich - man kann sein Geld wirklich schlechter anlegen.

Was allerdings nach wie vor gar nicht geht, ist die peinliche deutsche Synchronisation mit ihren miesen Sprechern, die "South Park" zu einem unerträglich vulgären Mist machen - daran hat sich seit Ausstrahlung der ersten Folgen offenbar nichts geändert.

Aber es gibt ja glücklicherweise auch den Originalton.