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SOHN DER WEISSEN STUTE

Der Anfang dieses Jahres verstorbene, hierzulande kaum bekannte ungarische Regisseur Marcell Jankovics, der vor allem im Animationsbereich arbeitete, drehte mit „János vitéz“ 1973 den ersten ungarischen Zeichentrickfilm. Auch sein Film „Fehérlófia“ ist hierzulande niemals veröffentlicht worden. Unter dem Titel „Sohn der weißen Stute“ erschien Jankovics’ Animationsfilm jetzt bei uns das erste Mal auf DVD und Blu-ray, dabei wurde eine exzellente, 2019 entstandene Restauration verwendet. Auf einer zweiten Disc (nur DVD) gibt es als Bonus noch zwei Kurzfilme von Jankovics, ein längeres Interview mit ihm und eine Doku über das ungarische Filmstudio Pannonia, mit dem der Regisseur eng verbunden war und das auch den Animationsfilm „Herrscher der Zeit“ produzierte, eine Zusammenarbeit von René Laloux und Moebius. „Sohn der weißen Stute“ basiert auf einem Ende des 19. Jahrhunderts entstandenen Volksmärchen, in dem es um drei mit extremen Kräften ausgestattete Söhne mit menschlicher Gestalt einer weißen Stute geht, die drei Prinzessinnen befreien wollen, die in der Unterwelt von ihren Drachenehemännern festgehalten werden. Wie so viele Märchengeschichten ist auch diese eher banal, was man von Jankovics’ kunstvoller Animationstechnik wirklich nicht sagen kann, die auf beeindruckende Weise Elemente von Jugendstil, Futurismus, Surrealismus und Pop Art miteinander verbindet. Dabei entsteht fast der Eindruck, als ob man die ganze Zeit in ein Kaleidoskop blicken würde, da sich die dargestellten Objekte in einem kontinuierlichen, fließenden Veränderungsprozess befinden. Hinzu kommt die avantgardistische Musik von István Vajda, die schon alleine eine Veröffentlichung auf LP oder CD verdient hätte. Definitiv nichts für Kinder und Disney-Fans. Bleibt nur eine Frage: Wer hat meinem Blu-ray-Player das LSD verabreicht?