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SMITHS

The Queen Is Dead

1986 war einer meiner Freunde extremer THE SMITHS-Fan – Fan im Sinne von fanatisch, und zudem mit reichlich Taschengeld ausschüttenden Eltern. In Konsequenz besaß der absolut jede 7“ und 12“ und LP der Engländer, fuhr zudem nach London und kaufte vor Ort, was der finanzschwächeren Provinzjugend nicht möglich war.

Wagte man, wie ich, trotz grundsätzlicher Wertschätzung „seiner“ Band auch nur leichteste Kritik an jener, an der ergebenen Vergötterung des Frontmanns, gab es Blicke, die fast getötet hätten.

Im Grunde hat sich an dieser sklavisch anmutenden Verehrung des Steven Patrick Morrissey bis heute nichts geändert, Morrissey folgt man entweder blind oder man kann mit dem pfauenhaften Selbstdarsteller nichts anfangen – dazwischen gibt es fast nichts, nur wenige scheinen einfach nur die Musik zu mögen.

THE SMITHS und Morrissey haben viele grandiose Songs geschrieben, aber ... auch von mir als belanglos empfundene „Klimperliedchen“. Das wird mir einmal mehr bewusst beim ein Jahr verspäteten Jubiläumsrelease von „The Queen Is Dead“, dem dritten Album der 1982 gegründeten Band, das im Juni 1986 erschien und seitdem in unzähligen Varianten gepresst und neu aufgelegt wurde.

Bis zur Hälfte des Albums (also Seite A in der alten LP-Betrachtungsweise) passierte für meinen Geschmack schon immer nicht viel, dafür ist die B-Seite/zweite Hälfte pures Hit-Material: „Bigmouth strikes again“ (mit den grandiosen Zeilen „Now I know how Joan of Arc felt / As the flames rose to her Roman nose / And her Walkman started to melt“), „The boy with the thorn in his side“, „Vicar in a tutu“, „There is a light that never goes out“ und „Some girls are bigger than others“ machen das Album zu einem der großen Klassiker der (britischen) Popgeschichte, der sich als zeitlos erwiesen hat.

Wer an dieser Stelle bislang eine Lücke in der Sammlung hat, wem altes Vinyl nicht reicht, der greift zur remasterten 2017er-Version, die in diversen Bonus-Varianten erschienen ist.