SLOGAN

Wenn man Sprüche hört wie "Der Kultfilm aus dem Sommer der Liebe '68", möchte man sich fast schon übergeben. Vor allem, wenn sich das auf einen Film bezieht, dessen einzige kulturelle Bedeutung darin zu bestehen scheint, dass sich dabei Serge Gainsbourg und Jane Birkin kennen lernten, auch im richtigen Leben ein Paar wurden und uns ein Jahr nach der Entstehung von SLOGAN mit "Je t'aime...moi non plus" penetrant einen vorstöhnten, was eher belustigend als erotisch war.

Überhaupt bleibt mir auch nach Pierre Grimblats Film unklar, wieso Gainsbourg so eine heilige Kuh für die Franzosen ist. Dieser kettenrauchende Alfred E. Neuman-Verschnitt russischer Abstammung, der selten ohne Kippe und Glas Whiskey gesichtet wurde und dessen Vulgär-Popmusik wirklich nur was für unverbesserliche Liebhaber frankophilen Liedguts ist, womit dieser dann in die An(n)alen der Popgeschichte einging.

Komisch bei solchen Filmen ist immer, dass sie jahrelang nur als obskures Kultobjekt kursieren oder plötzlich fast inflationär an die Oberfläche der Medienlandschaft gespült werden. So wurde SLOGAN letztens hierzulande im Fernsehen ausgestrahlt, die kleine US-Firma Cult Epics hat ihn innerhalb kürzester Zeit in zwei DVD-Versionen veröffentlicht und in Deutschland erschien er ebenfalls in digitaler Form.

Die entscheidende Frage bei solch vorbelasteten, angejahrten Streifen lautet natürlich: Lohnt sich das Teil überhaupt? Das lässt sich gar nicht so eindeutig beantworten, mich unterhielt er über die Laufzeit von knappen 90 Minuten überraschend gut.

Was wahrscheinlich auch daran lag, dass die Geschichte über einen 40-jährigen verheirateten, französischen Werbefilmer, der sich in eine junge Engländerin verliebt, glücklicherweise mit viel Selbstironie inszeniert wurde und diese Art von Beziehungskrampf eher durch den Kakao zieht.

Also kein Romantik-Kitsch à la LOVE STORY, sondern poppige Swinging Sixties-Überdrehtheit, die die moralischen Umwälzungen der 1968er-Gesellschaft satirisch aufs Korn nimmt. Das merkt man vor allem an dem Bild der Werbe- und Modewelt, das Regisseur Grimblat hier zeichnet - man muss dabei ein wenig an Jan Kounens Film 99 FRANCS denken beziehungsweise an Frédéric Beigbeders Romanvorlage, der auch bei den Interviews des Bonusmaterials zu Wort kommt.

Ebenso wie an der grundsätzlichen Entwicklung der Zuckergussromanze zwischen Serge und Evelyne, die sehr schnell Risse bekommt, denn er ist ein langweiliger Kotzbrocken und sie unerträglich hysterisch und neurotisch - ganz zauberhaft aussehen tut die Birkin dabei natürlich dennoch, auch wenn ihre Schauspielkunst sehr zu wünschen übrig lässt.

Ein Kultfilm ist SLOGAN sicher nicht, aber in jedem Fall eine vergnügliche Farce, die natürlich durch gewisse Zeitgeistkomponenten noch zusätzlich an Reiz gewinnt. Ein Fan von Gainsbourg oder seiner Musik bin ich durch diesen Film ganz sicher nicht geworden, denn der wirkt hier überwiegend wie ein Jean-Paul Belmondo für Arme.

SLOGAN ist einer dieser Treppenwitze der Filmgeschichte und als solcher besitzt er einen nicht zu unterschätzenden Unterhaltungswert. Die Neuauflage von Cult Epics und die deutsche DVD verfügen über dasselbe Bonusmaterial in Form von interessanten Interviews mit Grimblat, Birkin und Frédéric Beigbeder plus dem Trailer, allerdings leidet die US-DVD unter einer schlechten Normwandlung, dafür scheint ihre englische Untertitelung besser als die deutsche zu sein.

Also greift man besser direkt zur deutschen DVD, Wunder darf man in Sachen Bild- und Tonqualität natürlich auch hier nicht erwarten.