SLEEPING BEAUTY

Wer sich in Zack Snyders unterschätztem „Sucker Punch“ gar nicht satt genug sehen konnte an Emily Browning in ihre Rolle als Babydoll, hat schon mal ein gutes Argument dafür, sich dieses Regiedebüt der australischen Autorin Julia Leigh anzusehen.

Denn in „Sleeping Beauty“ gibt es kaum eine Szene, in der Browning, die den besonders in Frankreich beliebten Typus der Kindfrau verkörpert, nicht zu sehen ist. Die spielt hier die Studentin Lucy, die mit unterschiedlichen Nebenjobs ihren Lebensunterhalt bestreitet und schließlich an einen ungewöhnlichen Callgirl-Service gerät.

Der offeriert seinen Kunden allerdings auch noch ganz ausgefallene Wünsche, denn diese dürfen ihre sexuellen Phantasien an bewusstlosen Frauen ausleben, allerdings ist dabei Penetration strengstens verboten.

Das mag anstößiger und expliziter klingen, als es letztendlich ist, denn Leigh zeigt in „Sleeping Beauty“ (übrigens der englische Name des Brüder Grimm-Märchens „Dornröschen“) auf einem eher symbolhaften Level menschliche Sexualität als von irgendwelchen emotionalen Regungen entkoppeltes Konstrukt, bei dem es nur um fetischistische Objekte zur Triebbefriedung geht.

Dazu passt natürlich auch eine Hauptfigur, deren Leben von Gleichgültigkeit, Perspektivlosigkeit sowie emotionaler Abgestumpftheit geprägt ist, und die sich generell als Objekt bestimmter Begehrlichkeiten sieht, also auch keine moralischen Bedenken hat, sich zum Spielball irgendwelcher Perversionen machen zu lassen, zumal es ja auch noch im Schlaf geschieht.

Auch wenn ich zugeben muss, dass mich „Sleeping Beauty“ mit seinem etwas vage gehaltenen Schluss nicht vollständig überzeugen konnte, ist Leigh damit dennoch ein äußerst atmosphärischer und kontroverser Film gelungen, der einen fast schon hypnotisch in seinen Bann zieht und immer überraschend bleibt.