Einer der seltenen Fälle, in denen ich den Referenzen eines Labels folgen kann: BOSTON STRANGLER, VIOLENT REACTION auf der jüngeren, MINOR THREAT und YOUTH OF TODAY auf der älteren Seite, ergänzen könnte man noch NEGATIVE APPROACH. Also alles Bands, die in ihrer Zeit Gamechanger waren und Blaupausen für unzählige Bands danach. Allen gemein ist, dass sie eine kompromisslose Härte haben, einen gewissen Groove, nicht rumtrödeln, sondern zügig auf den Punkt kommen und sie zünden entweder sofort oder nie. SLANT aus Südkorea haben all das, packen nach einem Demo und einer 7“ nun mit zusätzlicher zweiter Gitarre ihre geballte Ladung Hardcore in die 17 Minuten der ersten LP. Ja, klingt verdammt kurz, aber danach bist du auch erstmal komplett bedient. Was sie von den genannten Bands unterscheidet und besonders macht? Die Frau am Mikro! Sie haut dir ihre Texte nicht um die Ohren, sie ritzt sie dir unter die Haut. Wegen so einem Sound haben wir uns damals Platten aus Japan bestellt, nur haben da immer Typen gesungen und die waren auch lange nicht so „biestig“. Wer von sich behauptet, so etwas schon einmal in dieser Form gehört zu haben, der lügt entweder oder er hat tatsächlich SLANT live erlebt. Da sehen diese fünf jungen Menschen auf dem Foto so freundlich, harmlos und nett aus – bis sich die Nadel in die Rille senkt. Das absolut Beste, was ich in dieser Form seit langer Zeit gehört habe. Der Preis für die beste Hardcore-Scheibe 2021 geht nach Seoul.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #159 Dezember 2021 /Januar 2022 2021 und Kalle Stille