Cameron Stewart, der eigentlich eher für Ausführungen von Superhelden-Illustrationen (u.a. Superman, Batman, Catwoman) bekannt ist, schlägt mit „Sin Titulo“ Töne jenseits der inhaltlichen Limits des DC-Kosmos an.
Gelangweilt von der Tatsache, ständig nur die Ideen anderer zeichnerisch umzusetzen, hatte er ursprünglich gemeinsam mit einigen Künstlerkollegen ein Webprojekt als Austauschplattform für eine eigene Geschichte ins Leben gerufen.
Trotz bereits intensiver Vorarbeit und zahlreichen Entwürfen hatte Cameron den Eindruck, nicht zu wissen, wohin dieser Weg führen wird und gab seinen Versuch frustriert auf. Nach dem Scheitern seines Projekts hatte er einen seltsamen Traum von einem alten, abgestorbenen Baum an einem Strand, der ihn so faszinierte, dass er diese Bilder in einem Strip festhielt.
Als er bald darauf seinen Großvater im Altersheim besuchen wollte und feststellen musste, dass dieser schon seit mehreren Wochen tot war, ohne, dass er davon in Kenntnis gesetzt worden wäre, war sein Entsetzen groß.
So groß, dass diese Erfahrung zum zweiten zentralen Anstoß für „Sin Titulo“ wurde. Er verarbeitete diese Erlebnisse in einem Webcomic, der auch bis heute noch in der Originalfassung online steht.
Herausgekommen ist eine abgründige Erzählung im Neo-Noir-Stil, die die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit in jeder Beziehung sprengt. Instinktgeleitet steuert Cameron seinen autobiografisch gefärbten Hauptcharakter durch eine zugleich fesselnde und beängstigende surreale Welt.
Als Webcomic mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem renommierten Eisner Award, veröffentlichte Dark Horse den Titel schließlich auch in einer Printversion. Jetzt endlich gibt es diesen absolut lesenswerten Band auch auf Deutsch.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #116 Oktober/November 2014 und Anke Kalau