Die SILVER THUNDERS standen im Mittelpunkt der Beat-Szene im kolumbianischen Bogotá der späten Sechziger Jahre. Regelmäßig liefen ihre Songs im Radio, sie waren gefragte Gäste für TV-Auftritte und erspielten sich in Diskotheken eine ansehnliche Fangemeinde.
Umso erstaunlicher, dass sie seinerzeit nicht mal eine originale Vinyl-Veröffentlichung in die Läden bringen konnten. Eine erste Studiosession fand im Frühjahr 1968 statt, die Band spielte in einem selbst für damalige Verhältnisse karg ausgestatteten Studio eine Reihe von Coversongs ein, darunter sehr vorhersehbare Kandidaten wie etwa „Wild thing“ von den TROGGS, „Mary Mary“ von den MONKEES (deren Bandlogo sie zudem schamlos kopierten), aber auch eher selten gecoverte Songs wie Davie Allans „Wild angels“, Miriam Makebas „Pata pata“ und eine Handvoll BEATLES-Nummern, darunter „And your bird can sing“ und eine reichlich unbeholfene Version von „A day in the life“.
Dass das etwas blutleere Material bei vielen Plattenfirmen nicht wie eine Bombe einschlug ist verständlich. Allerdings ist bereits seit Jahrzehnten eine Kassette mit den Originalaufnahmen in Kolumbien im Umlauf und mittlerweile Objekt kultischer Verehrung.
Auf dem Tape, das als Master-Vorlage dieses Rereleases herhielt, waren dann auch noch vier Nummern von LOS YOQUIS, der nachfolgenden Band nach dem Split der SILVER THUNDER enthalten. Auch hier nur Cover-Material, zweimal BEATLES („Birthday“ und „Revolution“) sowie zwei Nummern aus dem Soundtrack von „Wild in the Streets“, wobei vor allem das punkige „Shapes of things to come“ eine gute Figur macht.
Ein rührendes Reissue einer vergessenen Loser-Truppe, deren naiver Yéyé bisweilen eher Mitleid als wirkliche Begeisterung erzeugt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #149 April/Mai 2020 und Gereon Helmer