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SILICONE VALUES

How To Survive When People Don’t Like You And You Don’t Like Them

Auf dem in Paris beheimateten SDZ-Label (verschwistert mit Crudités Records) ist die LP von SILICONE VALUES erschienen. Wie es dazu kam, wird vom Label ganz nüchtern beschrieben: „What year was it? I’m not sure. One of those years when we didn’t get out much. Zoning on YouTube in search of a catchy track, I came across SILICONE VALUES, a collective from Bristol releasing a series of unstoppable singles. Well, almost, since there was no physical release. So I start a discussion with Brin, the singer and guitarist of this protean band, who seems keen on a vinyl release! So, here they are, on a single LP, the fifteen scathing tracks that got me so hooked.“ Danke für die Aufklärung, denn weder das Backcover noch ein (nicht existentes) Insert verraten irgendwas über die Band. Und angesichts der Musik, der 15 Songs hätte ich auch nicht sagen können, ob das alte oder neue Musik ist. Auch hier liegt SDZ Records in seiner Beschreibung richtig, verortet die Musik im UK der späten 1970er, ordnet sie als potenzielle Zeitgenossen von ALTERNATIVE TV, TV PERSONALITIES und Co. ein: Punkrock, ja, aber in der lakonischen, fast schon deprimiert wirkenden, lässigen Art jener Zeit, die weder Wut noch stylishe Ambitionen vermittelte. Auch interessant ist der französische Blick auf die Band dadurch, dass hier ein Bezug zu den famosen METAL URBAIN gezogen wird. Den Text zum vom Drumcomputer getriebenen „Burn the 1980’s“ hätte man gerne gelesen, musikalisch zischt das sehr cool vorbei – und klingt dabei echt, als hätte man da ein Demotape einer verschollenen Band aus jener Zeit ausgegraben. Auch „1977“ klingt ähnlich – hat fast was von einem frühen THE CURE meets BUZZCOCKS-Demo ... Stark der Einstieg des Albums mit dem hymnenhaften „I hate fascist rock and roll“ – die Frage ist freilich, wo man angesichts gewisser Diskurse um die Situation im Nahen Osten die Grenze zum Faschismusvorwurf zieht und wohin einen das führt – klassischer Nazi-Rock hat es einem da in seinem Urteil einfacher gemacht. Ein Album, das wirkt wie ein Rerelease einer damals aktiven Band, wie eine Replika, aber bei genauem Hinhören doch in der Gegenwart steht. Smart!