Man hat ja schon seit einer Weile das Gefühl, dass gerade jede Band, die vor 20 Jahren oder mehr mal etwas Relevanz besaß, wieder aus den Löchern kriechen würde, und nur die wenigsten haben dabei mehr zu bieten als ihren ehemals guten Namen.
Um des Geldes wegen werden es SHRIEKBACK sicher nicht getan haben, die bereits vor zwei Jahren nach langjähriger Pause größtenteils unbemerkt mal wieder ein Album aufnahmen, denn wer kennt diese Band schon noch, die bereits Anfang der 80er überwiegend unter dem Radar der allgemeinen Wahrnehmung flog.
Dabei waren hier mit Dave Allen (GANG OF FOUR) und Barry Andrews (XTC) zwei Mitglieder durchaus als wegweisend zu bezeichnender Bands am Start, deren Sound allerdings in eine komplett andere Richtung ging: eher sophisticated Dancemusic, funky, kantig, hypnotisch, düster und gar nicht so recht zum Tanzen einladend, trotz pumpender, basslastiger Rhythmik, was dann eher etwas mit POP GROUP gemein hatte.
Eine immer faszinierende wie sperrige Band, die zu clever war, um tatsächlich kommerziell erfolgreich zu sein, auch wenn es auf den späteren, immer schlechter werdenden Platten, deren Tiefpunkte dann 1988 "Go Bang!" und 1992 "Sacred City" waren, starke Mainstream-Anbiederungen gab.
"Cormorant" vor zwei Jahren ging leider völlig an mir vorbei, dem aktuellen SHRIEKBACK-Album "Glory Bumps" merkt man aber sofort an, dass Andrews versucht hat - Allen ist nicht mehr dabei, dafür allerdings von der Urbesetzung Martyn Barker -, an die frühere Klasse anzuknüpfen.
"Glory Bumps" bedient sich vieler Samples, orientiert sich aber stärker am rockigen, organischeren Sound späterer SHRIEKBACK-Platten wie "Oil & Gold" und der grandiosen "Big Night Music", ihre Bigband-Platte (leider gerade ein Collector's Item), als an der unterkühlteren, synthetischer klingenden Frühphase.
Interessant ist, dass es hier wie auch bereits auf "Cormorant" zu einer Wiedervereinigung mit ihrem alten Kumpel Andy Partridge kam, mit dem Barker und Andrews auch das Improvisations-Freestylerock-Projekt MONSTRANCE ins Leben riefen, von dem einige Sound-Loops auch auf "Glory Bumps" verwendet wurden.
"Glory Bumps" wirkt sicher nicht mehr so revolutionär, wie es bei SHRIEKBACK in den 80ern der Fall war, aber die alte hypnotische und düstere Sexyness stellt sich schnell wieder ein, auch wenn die Platte oft wie ein clever montiertes ausuferndes Selbstzitat wirkt, wo man sich quasi selbst samplet.
Das macht "Glory Bumps" allerdings nicht schlechter, denn Andrews, der alle Songs geschrieben hat, gelingt ein eleganter Spagat zwischen eingängigen Rock/Pop-Sounds und interessanter Experimentierfreudigkeit, so wie sich hier permanent unzählige Musikspuren überlagern, wodurch SHRIEKBACK ihren individuellen Sound gut konservieren und subtil aufpeppen konnten, was weit über irgendwelche Nostalgie-Trips hinausgeht.
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© by Ox-Fanzine - Ausgabe #73 August/September 2007 und Thomas Kerpen