Wie bekannt sein dürfte, handelt es sich bei Michael Manns epischem Meisterwerk HEAT um ein Remake seines sechs Jahre zuvor entstandenen TV-Films L.A. TAKEDOWN, der als Pilot für eine neue Serie gedacht war.
L.A. TAKEDOWN ist durch und durch 80er Jahre Michael Mann und erinnert vor allem ästhetisch stark an MANHUNTER und die "Miami Vice"-Serie, auch was den Einsatz von Pop-Musik angeht, und so wird hier Billy Idols Version des Doors-Klassikers "L.A.
woman" zum einprägsamen Titelthema des Films und charakterisiert auch irgendwie Stimmung und Rhythmus der Handlung. Natürlich wirkt L.A. TAKEDOWN im direkten Vergleich zu HEAT etwas schwach, da er schon mal wesentlich kürzer ist, keine wirklichen Stars aufzuweisen hat - Michael Rooker taucht hier in einer Nebenrolle auf - und auch budgetbedingt viel konventioneller und weniger elegant inszeniert wurde.
Und ein wenig erinnert das Ganze auch noch an William Friedkins TO LIVE AND DIE IN L.A. von 1985. Dennoch findet sich hier schon alles, was auch HEAT letztendlich ausmachte, teilweise handelt es sogar um eine 1:1-Kopie: Im Mittelpunkt steht natürlich das unkonventionelle Duell zwischen Gangster und Cop, die auf ihre Art sogar Geistesverwandte sind und mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben, das martialische Feuerduell nach einem missglückten Bankraub ist auch hier schon vorhanden, ebenso wie die stärkere Einbeziehung des Privatlebens der Kontrahenten, was für Actionfilme dieser Art doch eher ungewöhnlich war.
Wo HEAT allerdings oftmals schon reichlich manieriert daherkommt, durchzieht L.A. TAKEDOWN die naturalistische Unmittelbarkeit einer Doku, was ihn letztendlich realistischer als seinen großen Bruder wirken lässt.
Sicherlich kein Meisterwerk, dafür sorgen schon die Beschränkungen bei der Umsetzung für das Medium Fernsehen, überraschend brutal ist der Film aber dennoch. Aber aufgrund seiner Vielschichtigkeit und einfallsreichen Herangehensweise bezüglich des abgenutzten "Räuber und Gendarm"-Spielchens ist er letztendlich dann doch wieder erstaunlich gut.
Insofern bedauerlich, dass alle bisher erschienenen DVDs ein farbloses Matschbild aufweisen, das häufiger schwer ins Schwimmen gerät. Die deutsche Synchro ist in diesem Fall gerade noch erträglich, aber vor allem die Sprecherinnen der Frauenrollen klingen, als ob sie sonst Pornos synchronisieren würden, und die Originaltonspur ist so mumpfig, dass man sich wirklich deutsche Untertitel gewünscht hätte.
Für Fans von HEAT und generell dem Schaffen von Mann auf jeden Fall sehenswert, auch wenn man den Film gerne mal in wirklich guter Bild- und Tonqualität zu Gesicht bekommen würde.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #77 April/Mai 2008 und Thomas Kerpen