Es ist kaum möglich, das siebte Album von Shannon Shaws CLAMS zu besprechen, ohne einen schrecklichen Schicksalsschlag zu berücksichtigen. Wenige Wochen vor der geplanten Hochzeit verlor die Sängerin/Songschreiberin ihren Verlobten durch einen tödlichen Autounfall. Dass das tragische Ereignis das folgende Album der Band beeinflussen würde, liegt auf der Hand. Aber trotz der Schwere des Themas bleiben sie ihrem Garage-Soul-Sound treu. Wie bereits einige ihrer früheren Alben haben die CLAMS wieder mit BLACK KEYS-Boss Dan Auerbach aufgenommen, dessen unkonventionelle Produktionsansätze die Band mehr und mehr aus der Doo-wop-Sackgasse der ersten beiden Platten führt. Das Spektrum ist deutlich erweitert; „Teenage Tragedy“-Songs im Stil von „Leader of the pack“ sind natürlich ein naheliegender Weg, mit der Situation klarzukommen. Doch das Album suhlt sich keinesfalls in Schwermut; Uptempo-Nummern wie „Big wheel“ überraschen mit treibender Rhythmik, und das pumpende Northern-Soul-Stück „Bean fields“ hat tatsächlich Hitpotenzial. Besondere Brisanz erhält der Opener „The vow“ – ein ursprünglich für die Hochzeit geplantes Liebeslied, das durch den Schicksalsschlag nun unfreiwillig tragische Schönheit entfaltet. Auerbachs Produktion ist dabei frei von Retro-Kitsch, er weiß auch mit zeitgenössischen Ansätzen dem ideenreichen Songzyklus über Verlust, Liebe und Durchhaltewillen bei jeder Nummer neue Facetten zu spendieren, ohne dass das „große Ganze“ aus dem Blick gerät.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #122 Oktober/November 2015 und Gereon Helmer
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