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SEIZED UP

Modify The Sacred

„Niemals ein Buch nach seinem Umschlag beurteilen!“, lautet die wichtige Regel, und sollte man nicht mit SEIZED UP vertraut sein, sollte man in einem Plattenladen stehen und das Cover betrachten und es als zu blackmetallisch-progrockig beurteilen und die Platte schon wieder ins Fach gleiten lassen wollen, würde ich, die Szene aus dem Augenwinkel beobachtend, halblaut „Stop!“ rufen, hätte ich die Person als grundsätzlich an US-Hardcore interessiert eingestuft. „Weißt du denn nicht, dass das die neue, okay, nicht mehr ganz so neue Band von Clifford Dinsmore ist? Du weißt schon, der Sänger von BL’AST.“ Und ich würde erwarten, dass die Person die Platte umdrehen und betrachten würde, jetzt aufmerksam geworden, und ich würde ergänzen, dass schon das 2020er Debütalbum „Brace Yourself“ der 2019 in Santa Cruz gegründeten Band echt gut gewesen sei, und das neue ebenfalls. Ein durchaus vollwertiger Ersatz für die von Keith Morris ja wohl wieder beerdigten OFF!, und sowieso, wer jetzt die Stimme von Dinsmore nicht so im Kopf hat, der solle an Morris denken, das sei sehr ähnlich, durchaus auch musikalisch. „Ach so, ach ja, hmhmhm“, würde der Mensch am Plattenfach dann sagen, und auf mein aufmunterndes Nicken hin sagen: „Okay, ich verlasse mich mal auf deinen Ratschlag und hoffe, ich bereue es nicht.“ „Vertrau mir“, würde ich versichern, und ich täte das ruhigen Gewissens. Gut, das Album ist ein kurzes Vergnügen – noch eine Parallele zu OFF! – mit zehn Songs und 45 rpm, aber das waren ja viele der legendären US-Punk-Platten der frühen 1980er, in 20, 25 Minuten war meist alles gesagt. Gut, dass Dinsmore wieder auf dem Damm ist, es gab da eine Begegnung mit Krebs, und hätte man nicht eine schlimme, zum Artwork passende Typo gewählt, man könnte sogar die Texte lesen ...