Eine Band mit zwei Sythesizern und einem Schlagzeug würde man heute nur mit Mühe und Not unter Punk einordnen können. Der Widerstand all zu vieler Punkpuristen, die schon mit Atom ihre Not hatten, würden heute aber keine Bands wie Suicide, Television, DEVO oder die Gang of Four als Punk gelten lassen.
Wie arm die Artenvielfalt doch in mancher Hinsicht geworden ist. Die Screamers waren eine der einflussreichsten Bands ohne eine eigene reguläre Veröffentlichung zu Lebzeiten. Bekannt vom Target-Video, unzähligen Flyern und der einzigen Kommunikationsart, der vielen Bands aus der Zeit übrig blieb: exzessive Livekonzerte.
Damit teilen sie das Schicksal von anderen großen Bands wie Crime oder den Avengers, die ihre Bedeutung und ihren Einfluss nicht über die Zahl der zeitlebens veröffentlichten Tonträger definierten.
Die Screamers waren etwas Besonderes und vor allem etwas Neues. Musikalisch nicht unbedingt mit den Instrumenten ausgerüstet, die eine Punkband sich bei der Plünderung eines Musikladens greifen würde, klingt das auch heute noch mit der eingesetzten Elektronik sehr rüde und krachig.
Einen Teil dazu trägt die nicht immer optimale Aufnahmequalität der dokumentierten Livegigs bei. Den Rest die Demos, die in Ermangelung besserer Quellen von Bootlegsingles inklusive Knistern gezogen wurden.
Geschichtsunterricht, so essentiell wie die erste Suicide-LP.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #54 März/April/Mai 2004 und Kalle Stille