Bei dem Namen SCHWEISSER kommen böse Erinnerungen hoch: langweiliger, verkopfter Riff-Metal, der für sich in Anspruch nahm, innovativ zu sein, stattdessen aber nur unerträglich nervte. Irgendwann kam aus München kein Lebenszeichen mehr und das war gut so.
Und dann, nach fünf Jahren der Funkstille, entschließt sich Bandleader Thomas Böck mit neuer Mannschaft, aber altem Namen weiterzumachen. Und, Überraschung, nix mehr verkopft, nicht mehr dieses verkrampfte "Wir wollen innovativ sein".
Stattdessen nimmt der Kerl mit zwei Kumpels ein im besten Sinne altmodisches Indierock-Album auf, das einen zwar nicht wie die titelgebende Amazonaswelle aus den Latschen haut, aber einige wirklich schöne Momente zu bieten hat.
Den Opener "Gelbkarierte Sakkos" etwa, mit seiner herrlich antiquierten THIN LIZZY-Gitarre. Ebenso das kraftvolle und sarkastische "Helden" oder die Loser-Hymne "Die binären Idioten", die nöliger daherkommt, als TOCOTRONIC jemals klangen.
Auf der anderen Seite versaut es sich Böck dann auch wieder, verfällt in alte "Tugenden" und verhunzt einen an sich fetten Punk-Kracher wie "Freiheit?" durch diesen RAMMSTEIN-artigen Sprechgesang.
Hinzu kommt, dass "Pororoca" etwas heterogen wirkt, Böck probiert wieder allerhand aus. Dennoch überwiegt der positive Eindruck und wer hätte jemals daran gedacht, den SCHWEISSER-Sound als warm und erdig zu bezeichnen? Genau das ist er nämlich anno 2006.
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© by Ox-Fanzine - Ausgabe #29 IV 1997 und Marc Schellenberg
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #68 Oktober/November 2006 und Ingo Rothkehl