SCHUSSANGST

Um mal direkt eine Sache klarzustellen, es ist schon irgendwie etwas unglücklich, Dito Tsindadzes Film als "deutschen TAXI DRIVER" zu bewerben, das erzeugt eine Erwartungshaltung, die SCHUSSANGST nur zu einer Enttäuschung machen kann, denn einen spektakulären Amoklauf oder ähnliches gibt es hier nicht.

Parallelen zwischen beiden Filmen gibt es durchaus, denn der Zivildienstleistende Lukas Eiserbeck ist eine ähnlich sozial isolierte Figur wie Travis Bickle, bei dem es durch fortwährende Frustrationen schließlich zu einer Kurzschlussreaktion kommt.

Bis dahin ist SCHUSSANGST aber eher eine spartanisch inszenierte, bedächtige Loser-Ballade, erstaunlich schwarzhumorig und mit einigen skurrilen Figuren und Situationen angereichert, in der die seltsame Isabella mit ihrem dunklen Geheimnis dann zum Katalysator von Lukas Eiserbecks deprimierenden Schicksal wird.

Eine klassische Geschichte über eine unerfüllte Liebe, die zum Drama Shakespeare'schen Ausmaßes wird. Tsindadzes Film basiert auf dem gleichnamigen Buch von Dirk Kurbjuweit, der auch am Drehbuch beteiligt war, aber da war die Geschichte noch etwas anders angelegt.

Denn auch wenn darin ein geheimnisvolles, unnahbares Mädchen namens Isabella im Mittelpunkt steht, besitzt das Buch eine deutlich politischere Dimension, denn Eiserbeck will einen Politiker erschießen.

Und zwar den Mann, der für den Krieg in Bosnien verantwortlich ist, da Isabella von dort stammt, um so ihre Liebe zu gewinnen. Im Spielfilm entwickelt sich daraus eine deutlich simplere und banalisierte Geschichte, in der Eiserbeck zu einem unglücklich agierenden Racheengel wird, dessen fortwährende Entfremdung letztendlich auch keine Sympathien mehr erzeugt und höchstens Bedauern auslöst.

Ein kleiner, aber durchaus packender wie düsterer Film, dessen existentialistischen Fragestellungen angenehm unprätentiös und realistisch verarbeitet wurden, und der gerade zu Beginn durch seinen trockenen Humor besticht.

Axel Prahls Kurzauftritt als Froschmann ist allerdings wenig bemerkenswert, auch wenn er prominent auf der DVD-Hülle aufgeführt wird, dafür erfreut einen Christoph Waltz mit seiner völlig überzogenen Rolle als äußerst penetranter, Columbo-mäßiger Cop umso mehr, der Eiserbeck ständig nachstellt.

Und Thorsten Merten, als Nachbar von Eiserbeck, der sich als großer Fan von Nordkorea und Kim Jong-Il entpuppt, beschert SCHUSSANGST eine seiner sicherlich bizarrsten Szenen.