Der amerikanische Western der 50er Jahre kann oft eine reichlich dröge Angelegenheit sein, zumal die Kuhjungendramen dieser Zeit nicht allzu viel mit der Realität zu tun hatten. Das äußert sich in Don Siegels Frühwerk THE DUEL AT SILVER CREEK in albernen Outfits und Namen, und so nennen sich die Charaktere hier Silver Kid oder Johnny Sombrero – dreimal darf man raten, was letzterer auf dem Kopf trägt.
Ein großer Fan des vielseitigen, damals äußerst populären Audie Murphy – im 2. Weltkrieg mit diversen Tapferkeitsmedaillen ausgezeichnet, aber mit posttraumatischen Stresssymptomen durch diese Zeit lebenslang belastet – war ich nie, der immer zu sehr nach Schulbube und Traum aller Schwiegermütter aussah, aber nicht wie ein tougher Revolverheld.
Dafür ist Siegel, der hier natürlich noch weit von späteren Klassikern wie DIRTY HARRY, THE BEGUILED oder THE SHOOTIST entfernt ist, ein erstaunlich düsterer Western gelungen, dessen grundsätzliche Story auf einem Bierdeckel Platz hat.
Darin taucht Audie „Baby Face“ Murphy („When are ya gonna start shavin’ kid?“) in einer typischen Western-Stadt mit seinen zwei überdimensionierten silbrigen Riesenknarren (deshalb Silver Kid) und schwarzer Lederjacke auf, rächt an ihm begangenes Unrecht und kriegt schließlich das Mädchen seiner Träume – so weit so gähn.
Siegel arbeitet hier die üblichen Stereotypen des Genres gekonnt ab, schlittert dabei immer haarscharf an der Parodie vorbei, und so liegen hier humorvolle und äußerst dramatische Momente nah beieinander, ohne dass THE DUEL AT SILVER CREEK die Albernheit vieler anderer damaliger Vertreter des Genres aufweisen würde.
Denn letztendlich geht es ja um eine recht ernste Rachegeschichte, in der Murphy einer skrupellosen Gang das Handwerk legen will, die Minenbesitzer ermordet, um ihren Besitz weiterzuverkaufen, darunter auch der Vater von Luke Cromwell/Silver Kid.
Und eine verführerische Femme Fatale gibt es auch noch, die mit den Gangstern unter einer Decke steckt und dem Sheriff der Stadt den Kopf verdreht, quasi ein Querverweis zu Siegels davor entstandenen Film Noir-Krimis.
Ganz sicher kein bahnbrechender Western-Klassiker, aber mit 74 Minuten eine recht kurzweilige Angelegenheit, die von Siegels routinierter, spannender Inszenierung profitiert, der selbst so einer dünnen B-Film-Geschichte noch äußerst interessante Seiten abgewinnen kann.
Erstaunlich ist auch mal wieder, wie gut man doch einen über 50 Jahre alten Western technisch aufbereiten kann, da hatte Universal in den Staaten exzellente Vorarbeit geleistet. Für Siegel-Komplettisten und Western von gestern Fans auf jeden Fall einen Blick wert.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #83 April/Mai 2009 und Thomas Kerpen