SCHÖNES NEUES JAHR

Baru

Der Franzose Baru ist längst ein international bekannter, vielfach mit Preisen ausgezeichneter Comiczeichner. Dieses Buch enthält drei Geschichten aus den Jahren 1995 bis 1998, in denen es, wie in vielen Comics des Sohnes eines italienischen Einwanderers, um das Leben von Jugendlichen zwischen Rassismus und Gewalt geht.

Die zwanzigseitige Kurzgeschichte „Schönes neues Jahr 2016“ zeichnet dabei eine düstere Zukunftsvision, in der die französischen Banlieus wie bei der früheren Berliner Mauer oder in Jerusalem mit Stacheldraht und bewaffneten Wachposten von den Stadtzentren abgeriegelt sind.

Baru schildert die Lebenslust der jungen Leute dieses migrantischen Ghettos, die damit ihren widrigen Lebensumständen trotzen. Benzin ist in dieser nicht weit von unserer Realität entfernten Zukunftsvision nicht erhältlich und auch Kondome sind eine heiß begehrte Mangelware, weshalb Aids auf dem Vormarsch ist.

Dieses interessante Szenario hat Baru zwei Jahre später erweitert, beeinflusst vom starken Zulauf des Front National Politikers Jean-Marie Le Pen Mitte der Neunziger, und zu einer 70-seitigen Geschichte namens „Schönes neues Jahr 2047“ ausgearbeitet, der zweiten im Buch.

Es brauchte allerdings nur wenige Jahre, bis Barus Dystopie von der Realität eingeholt wurde, als im Jahr 2005 Jugendunruhen die französischen Vorstädte erschütterten. Die dritte Geschichte „Irische Ballade“ behandelt dann den Hass zwischen Katholiken und Protestanten in Nordirland, sowie die Liebe eines Paares aus den verschiedenen religiösen Lagern.

Alle drei Geschichten des Buches sind sehr gut, aber speziell „Schönes neues Jahr 2047“ ist ein großartiges Leseerlebnis, mitreißend und unheimlich dynamisch, als würde man einen Actionfilm ansehen.