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SCHMALZ UND REBELLION

Jens Balzer

Jens Balzer gilt mittlerweile als die öffentliche Kompetenz-Instanz, wenn es darum geht, „popkulturelle Phänomene“ wie etwa den Zores um den sexistischen Ballermann-Hit „Layla“ richtig (oder falsch) einzuordnen. Das liegt unter anderem an diesem Buch, das den Untertitel trägt: „Der deutsche Pop und seine Sprache. Von den Fünfziger Jahren bis heute“. Womit zumindest ein bisschen klarer wird, worum es eigentlich gehen soll. Um es etwas schnippisch auszudrücken: Ich bin mit dem Ding nicht warm geworden. Das liegt vor allem am Schreibstil Balzers. Mir ging das oftmalige Changieren zwischen hingerotzten Plattitüden und durchaus bemerkenswerten Anklängen kritischer Diskursanalyse mitunter doch sehr stark auf die Nerven; und trotz des Hinweises, dass sich „Autor und Verlag [...] von allen rassistischen, sexistischen und diskriminierenden Inhalten“ distanzieren, will es Balzer nicht gelingen, auf Termini zu verzichten, die in einer „populärwissenschaftlichen“ Abhandlung nichts zu suchen haben. So etwas wie „ein weiterer farbiger Schlagersänger“ will ich einfach nicht lesen. Ganz kühn wird es dann, wo es ums „Verhältnis [der deutschen Rock- und Popmusik in den Achtzigern] zur eigenen Nation“ geht: da werden „Deutschland“ von SLIME und das „Deutschland“ von BÖHSE ONKELZ zu zwei Seiten ein und derselben Medaille (?). Die „Medaille“ sei die Punk-Szene, die sich in eine „linke“ und „rechte Fraktion“ gespalten habe (etwa zu gleichen Teilen?!); die Onkelz kommen plötzlich aus Köln (?), und die „Türken raus!“-Interpreten hätten sich bald von ihrer „rechtsradikalen Anhängerschaft“ distanziert (?). Das ist zu plump, „beantwortet“ aber vielleicht die Frage, für wen dieses Buch geschrieben wurde. Für mich jedenfalls nicht ...