Ingo Scheel ist Musikfan durch und durch und er kann schreiben. Ich kenne ihn gut genug, um zu wissen, dass es ihn genauso mitnimmt wie mich, wenn Musiker:innen, die uns zum Teil jahrzehntelang inspiriert haben, aus dem Leben scheiden. Vom bis heute mysteriösen Tod von Brian Jones über Sam Cooke, der nur mit einem Schuh und einer Jacke bekleidet erschossen wurde, bis hin zu Kurt Cobain, Amy Winehouse oder GG Allin. Manches weiß man, weil man sich für den oder die Künstler:in interessiert. Aber es gibt auch viel Skurriles, Tragisches oder einfach nur Komisches, und ich möchte gar nicht wissen, wie lange es gedauert hat, dieses Buch zu recherchieren. Während ich also darauf warte, dass der Autor endlich seine eigene Autobiografie fertigstellt, kann ich mich an diesem wunderbar unterhaltsamen Buch erfreuen und darüber nachdenken, warum es uns manchmal so berührt, wenn liebgewonnene Künstler:innen für immer verstummen. Was Ingo und mich außerden verbindet, ist die Tatsache, dass wir beide im Jahr 2022 mit Helge Reich denselben Bandkollegen verloren haben. Nun war Helge nicht so berühmt wie die Protagonisten im Buch, aber für uns war er ein Star, wir schätzten seinen Input, seine Meinung und so vieles mehr. Es war die Art von Beziehung, wie sie vielleicht nur zwischen Musikern bestehen kann, wenn der kreative Prozess von hundertprozentigem Vertrauen zueinander geprägt ist. Neulich hat Paul Simmonds (THE MEN THEY COULDN’T HANG) gesagt, dass Musik einfach die Kunstform ist, die am besten in der Lage ist, Botschaften zu transportieren. Vielleicht ist es deshalb so schlimm, wenn unsere Lieblingsboten verstummen? Von mir gibt es eine uneingeschränkte Kaufempfehlung.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #174 Juni/Juli 2024 und Kent Nielsen