Die Eskalationsspirale der deutsch-türkischen Beziehungen erreicht nun also auch die bildliche Ebene. „Schluss mit lustig“ erscheint tatsächlich ganz offiziell mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes, Berlin.
Warum? Hier wollte man wohl ein deutliches Zeichen setzen. Denn dass die Türkei nicht nur innerhalb ihres Hoheitsgebietes zu zensieren versucht, hat der Umgang mit Böhmermann oder dem eigentlich harmlosen „extra 3“-Videoclip bereits eindrucksvoll bewiesen.
Kaum vorstellbar, wie mit Satirikern im eigenen Land umgegangen wird. Dabei gibt es in der Türkei gleich mehrere altgediente Satirezeitschriften. Die Zeichner selbst wollen sich nicht unterkriegen lassen und entgegnen trotz aller drohenden Repressalien mutig: „Jetzt erst recht.
Wir zeichnen weiter!“ Dieser Band ist/war der Katalog zur Ausstellung „Schluss mit lustig“, die zum Thema Satire in der Türkei im Juli 2017 und im August in der Caricatura in Kassel stattfand.
In vier chronologisch angeordneten Kapiteln lässt er die schrittweise Entwicklung der Beschneidung von Pressefreiheit und freier Meinungsäußerung vor und nach dem Putschversuch im Juli 2016 Revue passieren.
Sämtliche Karikaturen und Comics wurden ins Deutsche übersetzt und die Hintergründe bei Bedarf im dem jeweiligen Kapitel vorangestellten Vorwort näher erläutert. Da das Ausgangsmaterial in verschiedenen Formaten erschien, wurden die Strips teilweise deutlich verkleinert und – für erfahrene Ox-Leser sicher kein Problem – die Schrift dadurch ziemlich winzig.
Ein guter Einblick in den Status quo der jüngeren Vergangenheit eines Landes, über das man als Durchschnittsdeutscher doch viel weniger weiß, als man vor der Lektüre dieses Bandes zu wissen glaubt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #134 Oktober/November 2017 und Anke Kalau