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SCHLUND

Karl Nagel

Es geht – das mag überraschen – um ihn: Karl Nagel. Er erzählt seine Geschichte, verwebt sie mit einem fiktionalen Erzählstrang und am Ende sind alle tot. Der komplexbeladene Mittelscheitelheini mit Kassengestell und Parka steht am Anfang im Wuppertal der Siebziger Jahre und weiß nicht weiter.

Vater hat sich zu Tode gesoffen, er steckt in einer geist- und seeletötenden Ausbildung und er ist sich klar darüber geworden, dass er so auf die vollkommene Biografielosigkeit zusteuert.

Er versucht, bei einer verrückten Politsekte Sinn zu finden, vergeblich. Mit den Mädchen klappt es natürlich auch nicht, dann tritt Punk in sein Leben, jetzt ist der Hund von der Kette! Scheiß auf alles! Coming-of-Age-Roman nennt man das wohl.

Nagel belässt es dabei aber nicht. Er will aufräumen. Es sind unter anderem Linke, Nazis, Arbeitgeber, Punk im Allgemeinen, Science Fiction und Passanten in der Fuzo, die ihr Fett weg kriegen.

Er rührt das alles zusammen und würzt es mit detaillierten Schilderungen seines Junkfood-Konsums und dem daraus resultierenden ergiebigen Stuhlgang, seiner Leidenschaft für „Perry Rhodan“-Hefte und Comics, entgrenztem Medienkonsum und schön erzählte Gewaltfantasien.

Nagel schreibt so atemlos, wie sich das liest. So, wie er auch seinen Medienkonsum beschreibt; hektisch von Sender zu Sender zappen, dabei Facebook, Twitter und Mails checken, dazu läuft zum hundertmilliardsten Mal „Never Mind The Bollocks“.

Schön ist das alles nicht, aber man bekommt eine Ahnung, wie es in Karl Nagel aussehen mag. Für alle, die das interessiert, oder die einen rabiaten und rüden Riemen zu schätzen wissen, ist „Schlund“ was.

Wer auf erzählerisches Handwerk steht und Stringenz mag, sollte es zwar kaufen, aber vielleicht nicht unbedingt lesen.