Mit der auf vier Teile angelegten Orwell-Modernisierung „Schloss der Tiere“ schließt sich ein Kreis. Denn was Xavier Dorison in „Long John Silver“ oder der Westernreihe „Undertaker“ nur in Zwischentönen anklingen ließ, wird jetzt offensichtlich: Dorison ist ein politischer Autor. Sein Ziel in diesem Zusammenhang: Zu zeigen, dass Orwell „nicht alles erkannt“ hat, und jenen, „die uns gezeigt haben, dass es einen schmalen, gefährlichen, unsicheren, aber durchaus realen Weg hin zu einer besseren Welt gibt [...] eine bescheidene Ehre zu erweisen“. Während die beiden ersten Bände „Miss Bengalore“ und „Margeriten im Winter“ noch verhältnismäßig eng an Orwells Vorlage angelehnt sind, dürften die beiden Abschlussbände „Die Nacht der Gerechten“ und „Das Blut des Königs“ (veröffentlicht werden soll im jährlichen Abstand) demnach eher andere Wege gehen. Man darf also gespannt sein, denn was im ersten Band an anarchisch-humoristischer Stimmung dominiert, weicht im zweiten Band einer tödlichen Lethargie und Resignation, aus diesem Loch muss man erst mal wieder rauskommen – den Leser mit einem Cliffhanger ein Jahr darin warten zu lassen, scheint da übrigens nicht unbedingt die beste Wahl zu sein. Kaum zu glauben auch, dass dies das Erstlingswerk des Zeichners Félix Delep ist. Mit Unterstützung der Koloristin Jessica Bodard setzt er Dorisons so anspruchsvolles wie vielschichtiges Szenario mit einer traumwandlerischen Sicherheit eines auf realistische Darstellungen umgepolten Albert Uderzo um. Auch erhältlich als auf 444 Exemplare limitierte Diamant-Vorzugsausgabe im XXL-Format inklusive Bonusmaterial und widerstandsfähigem Variantcover.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #157 August/September 2021 und Anke Kalau