SCARLET’S WELL sind so eine Art fehlendes Glied im Schaffen von THE MONOCHROME SET, dem sich deren Frontmann Bid aka Ganesh Seshadri zwischen 1998 und 2010 widmete, als seine Hauptband eine längere Schaffenspause eingelegt hatte. Die insgesamt sieben SCARLET’S WELL-Platten könnten einem auch deswegen entgangen sein, weil sie nur beim kleinen spanischen Indielabel Siesta Records erschienen sind. Aus einem Soloprojekt, bei dem sich Bid mit unterschiedlichen Sängerinnen umgab und textlich in einer Byron-esken Schauerliteratur-Fantasiewelt abtauchte, wurde über die Jahre eine richtige Band mit Live-Auftritten. Musikalisch zeigt sich Bid von seiner beschwingteren und exotischeren Seite, ohne sich dabei stilistisch radikal von THE MONOCHROME SET zu entfernen, zwischen Seemannsliedern, Gipsy Music, Psychedelic Rock und barockem Indiepop, darunter auch einige eigentlich für THE MONOCHROME SET gedachte Songs. Auf der Website der Band war folgendes dazu zu lesen: „Scarlet’s Well is a band of eccentrics for eccentrics, dandies, grannies, choir boys, mariners, twee poppers and indefatigable travellers. The music should ideally be experienced under a flickering light with a glass of fine mead in the company of fey maidens and prattling moles ... alternatively, go and see them live ... you will come out with naughty little fairies nibbling at the musical bits of your brain!“ Bid selbst drückte es etwas prosaischer aus: „Strange songs playing, so darkly chanted. With words that I feel but don’t understand.“ Bei Tapete erschien jetzt eine Compilation mit insgesamt 16 Stücken (von über achtzig, also nur ein besserer Teaser), die definitiv dazu einladen, in den eigenwilligen Kosmos von SCARLET’S WELL einzutauchen, der deutlich die Handschrift von Bid trägt, was eigentlich Empfehlung genug sein sollte.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #151 August/September 2020 und Thomas Kerpen