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SATANIC

Es gibt Filme, die muss man mit eigenen Augen sehen, um sie tatsächlich beurteilen zu können, denn manches lässt sich schwer in Worte fassen. Das gilt auch für Robert Martin Carrolls „Satanic – Ausgeburt des Wahnsinns“ – Carroll drehte 2000 nur einen weiteren Film namens „Baby Luv“ –, der im Original den unscheinbaren Titel „Sonny Boy“ trägt und jetzt das erste Mal ungeschnitten auf Blu-ray im Original-Cinemascope-Format erschien. Bisherige Video- und DVD-Releases waren stark gekürzt und nur in Vollbild. Für den bekannten amerikanischen Kritiker Leonard Maltin war „Sonny Boy“ eine abstoßende, gesellschaftlich nicht vertretbare Zelluloidverschwendung, gefilmt ohne ersichtlichen Grund, außer um das Publikum zu entsetzen, was aber schon ganz anderen Filmen Kultstatus eingebracht hatte. Carroll hatte auf jeden Fall ziemliche Probleme, für seine bizarre schwarze Komödie einen Verleih zu finden, die dann auch kommerziell nicht sonderlich erfolgreich war. Für Hauptdarsteller David Carradine, der darin als Transvestit die ganze Zeit in Frauenklamotten herumläuft und den an Kris Kristofferson erinnernden Titelsong singt, handelt es sich dabei um eine Mischung aus „Bonnie und Clyde“, „Leoparden küßt man nicht“ und „Rocky Horror Picture Show“. „Sonny Boy“ ist definitiv sehr vieles, Western, Roadmovie, Gangsterfilm und tragische Außenseiter-Liebesgeschichte mit Kaspar Hauser- und Frankenstein-Motiven, aber man weiß nie so recht, ob Carroll das alles wirklich ernst meint, schon aufgrund des Overactings der Darsteller, darunter auch Brad Dourif. Der beraubt und tötet zu Beginn ein junges Paar, deren Säugling in Folge von einer dysfunktionalen Bekloppten-Familie aufgezogen und durch brutale Folter zum willenlosen Killer gemacht wird – ein Monster im Körper eines an sich normalen jungen Mannes.