SAKURAN

Bereits 2005 gab es mit MEMOIRS OF A GEISHA den nicht gerade geglückten Versuch, das Leben einer Geisha, eine Mischung aus Alleinunterhalterin und Prostituierten, wo die Grenze oftmals relativ fließend ist (wobei man hier vielleicht doch besser von einer Kurtisane spricht), auf die Leinwand zu bringen.

Die bekannte Fotografin Mika Ninagawa bediente sich bei ihrem Regiedebüt der gleichnamigen Manga-Vorlage von Moyoco Anno, womit SAKURAN visuell tatsächlich eine Art Kombination aus ihrer eigenwilligen Arbeit als Fotografin und der überzeichneten Bilderwelten eines Comics wurde.

Und vor allem in der ersten Stunde ist SAKURAN ein ungemein charmanter und frech-frivoler Film geworden, ein poppiges, in der Edo-Zeit des 18. Jahrhunderts angesiedeltes Sittengemälde, das den Aufstieg der rebellischen Kurtisane Kiyoha zeigt, wundervoll gespielt von Anna Tsuchiya (KAMIKAZE GIRLS), ein japanisches Showbiz-Multitalent russischer Abstammung, die Sängerin, Model und Schauspielerin ist.

Doch nach dem Aufstieg kommt auch der Fall und so verliert sich SAKURAN zusehends in denselben trivialen dramatischen Wendungen, die in diesem Fall tragische Liebe, ungewollte Schwangerschaft und Frühgeburt heißen, wo sich leider zeigt, dass Ninagawa zwar ein gutes Auge für visuelle Dinge hat, aber keine originelle Geschichtenerzählerin ist.

Und so versumpft ihr anfangs so energiegeladener und farbiger Film in einer öden Tristesse, was wirklich höchst bedauerlich ist, wobei auch Tsuchiya nur bedingt den Dreh zum Drama glaubwürdig hinbekommt.

Aufgrund der ersten, sehr starken Stunde bleibt SAKURAN sehenswert, enttäuscht aber gegen Ende deshalb um so mehr. Sicher kein banaler „Happy Hooker“-Film wie PRETTY WOMAN, aber auch kein rundum gelungenes Werk, das sein Thema vollständig in den Griff bekommt, und mehr auf seine Oberflächenreize vertraut als auf inhaltliche Tiefe.

Die deutsche Synchro halte ich auf jeden Fall für misslungen, zumindest wird sie der eigenwilligen, rauchigen Artikulation von Anna Tsuchiya überhaupt nicht gerecht. Ansonsten gibt es an der DVD von REM technisch nichts auszusetzen, die auch noch ein langes „Making of“ mit Impressionen vom Set enthält.