Im Rocksegment ist das meiste zweifelsfrei schon gesagt und gespielt worden – entsprechend groß ist die Herausforderung, heutzutage noch mit einer überraschenden und überzeugenden Scheibe um die Ecke zu kommen. Genau das allerdings gelingt den Kanadiern mit ihrem konsequenterweise „Tusk II“ betitelten zweiten Album. Denn tatsächlich meistert der Vierer aus Edmonton darauf den Spagat zwischen bewährten Reißbrett-Riffs und individuellem Charme. Eine Prise Neunziger-Stadionrock, ein bisschen Pathos, etwas Dicke-Eier-Feel und Groove, das Ganze dann noch verpackt in eine saubere, prägnant tönende Produktion – und schon flattert einem da ein Album auf den Tisch, bei dem es mit dem Teufel zugehen müsste, wenn es nicht größere Wellen schlägt. Nicht in erster Linie weil es das Genre neu definiert, sondern vor allem weil es über die komplette Spielzeit beste Unterhaltung und eben keinerlei Ausfälle bietet. Fraglos stechen Songs wie der knackig rockende Opener „First time“ und das flotte „Reflection“ am Ende noch heraus. Letztlich ist es aber das bemerkenswerte Gesamtniveau, das „Tusk II“ zu einem ganz heißen Tipp für die Jahresbestenlisten macht.
© by Fuze - Ausgabe #105 April/Mai 2024 und Isabel Ferreira de Castro
© by Fuze - Ausgabe #73 Dezember/Januar 2018 und Anton Kostudis