Kennt man, wenn der Trailer besser aussieht als der Film. Im Fall der Schweizer ROYAL DESOLATION klingt nun das Rasseln der Werbetrommel derber als das Debüt. Großes Namedropping, Einflüsse, musikalische Helden ... wow! Echt? Krass, wenn das alles in den Songs Spuren hinterlässt! Allerdings trifft „Spuren hinterlassen“ nicht zu, sondern simples Copy & Paste bei überschaubarem Talent. Dass auf der knackig kurzen CD mehr gewollt als gekonnt ist, hätte man schon bei kritischer Beäugung des einen oder anderen Videos erahnen können: Die Location ein verlassenes Fabrikgelände, ein misshandeltes Mädchen, eine wütende Band, ein Sänger mit blutbespritztem Shirt und gruseligen Kontaktlinsen ... die Klischees, die hier aus der Schublade gezogen werden, nehmen einfach kein Ende und gipfeln, abseits der Optik, in wenig überzeugenden Tracks. Auch die Sprünge zwischen Metalcore und NICKELBACK’schen Klängen ermüden, anstatt zu erfrischen. Die Jungs wollen eigentlich in alle Richtungen gleichzeitig, wobei eine eigene Note auf der Strecke bleibt. Weniger Effekthascherei, dafür mehr Konzentration auf eigenständige und kreative Musik sollte bei der künftigen Entwicklung der Band angesagt sein. ROYAL DESOLATION haben sich noch nicht gefunden, doch hier ist durchaus mehr möglich, deutlich mehr.
© by Fuze - Ausgabe #94 Juni/Juli 2022 und Silke Händeler