Es gibt nur eine handvoll Bands, deren Livesets mich so nachhaltig beeindruckt haben, dass ich mir nach dem Konzert ihre Platten nur noch schwer anhören konnte, weil danach der letzte Kick des Konzertes fehlte.
Rorschach gehören zu dieser Sorte Bands (wie auch CCM), die Live derart brachial und brutal zu Werke gingen, dass das Studiowerk anschließend nur noch wie ein lauwarmes Alkoholfreies schmeckt.
So waren wir 1992 extra nach Nagold gefahren, um im kleinen Keller des Jugendhauses die Band zu sehen, die auf Platte zumindest annähernd das zaubern konnten, was der Vibration entsprach, die einem nichtexistenten Bastard aus "Damaged" & "My war" von Black Flag entsprach, ohne die musikalische Entwicklung zu vernachlässigen.
Rorschach war etwas "Neues", das zwar in dieselbe Kerbe schlug, aber verstörender wirkte als eben Black Flag, die einfach "nur" wütend waren. Rorschach war ebenfalls angepißt, konnte zudem aber auch noch Angst und Verwirrung erzeugen, das war neu.
Der Auftritt in Nagold wird mir unvergessen bleiben, denn gleich zu Beginn des Sets bat der Sänger Charles alle Anwesenden darum, nicht zu rauchen, weil er ein Lungenproblem hätte. Und während des gesamten Rorschach-Gigs brannte keine einzige Zigarette in diesem vollgestopften kleinen Keller, in dem auch nie wieder eine Band dieses Kalibers tobte (für andere Stockwerke in diesem Jugendhaus gelten andere Regeln!).
Diese Aufnahme hier ist ein Liveset aus Italien, roh, krachig, intensiv und absolut repräsentativ für einen Gig dieser Band. Den kann ich nach Nagold 1992 vollauf genießen, denn so war´s wirklich!
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #45 Dezember 2001/Januar/Februar 2002 und Kalle Stille