Mit den ROLLING STONES ist es wie mit BLACK FLAG: Eine bestimmte elitäre Gruppe von vermeintlichen Besserwisser-Fans postuliert, dass so, wie bei den L.A.-Punks mit Henry Rollins alles vorbei gewesen sei, auch Jagger & Co.
seit „Exile On Main Street“ von 1972 nicht mehr zu gebrauchen seien. Eine Äußerung, die im einen wie im anderen Fall nur dazu dienen soll, sich selbst als Fan der ersten Stunde dastehen zu lassen, was mangels ausreichend hohen Alters der entsprechenden Personen allerdings als reine Klugscheißerei entlarvt wird.
„Some Girls“, das nun in einer überarbeiteten Version mit einer zwölf bislang offiziell unveröffentlichte Tracks enthaltenden Bonus-CD erschienen ist, entstand Ende 1977 und Anfang 1978, in einer Zeit, da Disco einerseits und Punk andererseits sich anschickten, den Rock-Dinosauriern, zu denen auch die ROLLING STONES gezählt wurden, den Garaus zu machen.
Es finden sich Äußerungen von Mick Jagger, die belegen, dass die Stones sehr wohl in New York, Paris und anderswo auf der Welt mitbekamen, was da in Sachen Punk (und Disco) abging, doch wo im Detail sich die Einflüsse festmachen lassen, sollen Musikwissenschaftler ergründen.
Das Coverartwork jedenfalls kann durchaus als Beleg angesehen werden, dass hier zumindest die Fotokopie-Ästhetik früher Punk-Artworks aufgegriffen wurde, wohingegen sich die Jagger und Band (zu der jetzt auch Ronnie Wood zählte) musikalisch vor allem selbst treu blieben.
Die härteren Songs wie „When the whip comes down“, „Lies“ oder „Respectable“ allerdings kann man, wenn man sie rückblickend mit beispielsweise den NEW YORK DOLLS oder Johnny Thunders und seinen HEARTBREAKERS vergleicht, als durchaus dem Punk Tribut zollend interpretieren, wobei sich hier die Katze in den Schwanz beißt, denn die Sixties-Punks wiederum hatten ja nichts gegen die damals noch ein ganzes Stück wilderen ROLLING STONES einzuwenden.
Harter Rock’n’Roll hat eben immer die gleichen Wurzeln. Herausragende Songs waren und sind auf „Some Girls“ der Opener „Miss you“ und das überragende „Beast of burden“. Und wenn es nun darum geht, zu entscheiden, ab wann die Stones wirklich relevant schwächere Platten gemacht haben, würde ich für „Dirty Work“ von 1986 plädieren.
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