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ROLLERBALL

Die 70er Jahre bescherten uns jede Menge Filme mit dystopischem Charakter, in denen Regierungen versuchen, weitgehende Kontrolle über das freie Denken, die Freiheit von Informationen und die Lebensweise ihrer Bürger zu erlangen. Dazu kann man auch Norman Jewisons „Rollerball“ zählen, basierend auf der Kurzgeschichte „Roller Ball Murder“ von William Harrison, der auch das Drehbuch schrieb. In Harrisons Science-Fiction-Geschichte dient Sport als Vehikel für eine gesellschaftskritische Auseinandersetzung mit Gewalt, Entfremdung und Kommerzialisierung. Genauer gesagt eine ultrabrutale Roller Derby-Variante – eine vor allem in den USA populäre, überwiegend von Frauen ausgeübte Vollkontaktsport auf Rollschuhen. Rollerball ist quasi die Entsprechung des römischen „Brot und Spiele“-Prinzips, mit dem Machthaber das Volk durch Großereignisse von wirtschaftlichen oder politischen Problemen abzulenken versuchen, was auch heute noch prächtig funktioniert. Star dieser Sportart ist Jonathan E. (im Film von James Caan gespielt), der von den Massen als Held gefeiert wird, was dem die inzwischen die Welt beherrschenden Konglomerat globaler Konzerne gar nicht recht ist, die jegliche Form von Individualität unterdrücken wollen. Insgesamt wirkt Jewisons düstere Kapitalismuskritik aber zu unausgegoren und unglaubwürdig, um wirkliche Aussagekraft zu besitzen. Im selben Jahr entstand auch noch Paul Bartels deutlich satirischerer und trashigerer „Rollerball“-Rip-Off „Frankensteins Todesrennen“. Pures Adrenalin sind allerdings nach wie vor die von Kameramann Douglas Slocombe eingefangenen rasanten Rollerball-Szenen. „Rollerball“ erschien jetzt in ausgezeichneter Qualität und mit reichlich Bonusmaterial in unterschiedlichen Editionen das erste Mal auf Blu-ray, darunter eine 5-Disc Limited Ultimate Edition, die auch John McTiernans miserables Remake aus dem Jahr 2002 enthält.