ROCKET FROM THE TOMBS

Barfly

Bevor im Jahr 2002 die Compilation „The Day The Earth Met The Rocket From The Tombs“ erschien, waren die aus Cleveland stammenden ROCKET FROM THE TOMBS um den späteren PERE UBU-Kopf David Thomas und Cheetah Chrome, der danach die DEAD BOYS gründete, eine der legendärsten Proto-Punk-Bands, die niemals ein richtiges Album aufgenommen hatten, dafür lebten ihre Songs in den beiden oben genannten Bands weiter und verschafften ihnen wesentlich greifbareren Kultstatus.

2004 rauften sich die beiden verkrachten Egozentriker Thomas und Chrome dann doch noch mal zusammen, um ihr altes Material in einem richtigen Studio neu einzuspielen (inklusive Tour), zusammen mit TELEVISION-Gitarrist Richard Lloyd, RFTT-Urmitglied Craig Bell und PERE UBU-Schlagzeuger Steven Mehlmann, ein durchaus gelungenes Unterfangen.

Seitdem sind wieder erschreckend viele Jahre ins Land gegangen und mit einem weiteren RFTT-Album hatte wohl niemand mehr gerechnet, auch wenn 2010 eine Single mit den beiden neuen Songs „I sell soul“ und „Romeo & Juliet“ erschien, die auch auf „Barfly“ enthalten sind, allerdings in veränderten Versionen.

Wer PERE UBU schon immer mochte und ebenso die DEAD BOYS, und natürlich generell das alte Material von RFTT, wird sich dem sympathisch ungeschliffenen, rohen Songs von „Barfly“ auch diesmal kaum entziehen können, die immer dann am besten sind, wenn sich Chromes geradliniges Punk-Verständnis durchsetzt wie bei „Anna“ und „Love train express“, einer Alternativversion ohne Bläser des direkt davor zu hörenden Stücks „Sister love train“.

In der Regel dominiert hier aber leider zu oft Thomas’ schleppendes, leierndes Art-Rock-Songwriting, das stark an PERE UBU erinnert, schon alleine durch dessen Gesang. Ganz nüchtern betrachtet taugt „Barfly“ deshalb kaum zu einer weiteren Form von Legendenbildung, dafür ist das durchweg neue Material insgesamt zu altbacken und konventionell ausgefallen.

Allerdings würde man sich wünschen, dass mehr Bands in der Lage wären, so einen herrlich simplen, bodenständigen wie zeitlosen Sound ohne überflüssigen Schnickschnack hinzubekommen, der all das repräsentiert, was gute authentische Rockmusik ausmachen sollte.