Was „American Hardcore“ für – richtig geraten – die USA ist, das ist „RMHC 1989-1999“ wohl für die römische Hardcore-Szene, anders kann man das nicht sagen. Von den Anfängen als Skater, Punker, Metalheads an erzählen Mitglieder von Bands wie STRENGTH APPROACH, die auch außerhalb Italiens ein Begriff sein dürften, aber auch Gruppen mit schönen Namen wie BLOCK OF FLATS oder STUDENT ZOMBIE ihre Geschichten.
Bezeichnend: Die Parallelen, die sich in Lebensläufen auftun. Egal, ob in Italien oder den USA, die Suche nach einem eigenen Freiraum in der Welt, das nach außen getragene „Anderssein“ und der Gedanke, dass jeder und jede Teil dieses Ganzen sein könnte, sind überall das auslösende Moment für die Gründung von Bands, Zines, Labels oder selbstverwalteten Jugendzentren. Vor römischer Kulisse sieht das natürlich noch bizarrer aus als in den Suburbs von Los Angeles oder der Lower East Side.
„RMHC“ bietet eine interessante Mischung aus Interviews und Live-Material einer Szene, die einem im Film vielleicht größer erscheint, als sie in Wirklichkeit je war. Das ist für zeitlich wie räumlich Außenstehende schwer zu beurteilen, dennoch ist „RMHC“ bei weitem keine Selbstbeweihräucherung, sondern mehr ein lockeres Erzählen.
Von dem Problem, den letzten Nachtbus zu erwischen, obwohl STRENGTH APPROACH noch spielten, oder von der Abgrenzung von amerikanischen Bands, von Politik und Herkunft. So liegt der Mehrwert der DVD höchstwahrscheinlich – neben dem Entdecken wirklich guter Bands, wie den nach HÜSKER DÜ klingenden HIGH CIRCLE, von denen man so wahrscheinlich nie gehört hätte – in der Erkenntnis der verblüffenden Ähnlichkeit der Narrative und Probleme mit denen in jeder anderen Szene.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #119 April/Mai 2015 und Julius Lensch