Ist es nicht schön, wenn sich Erwartung und Vorfreude bestätigen, ohne dass man auch nur ansatzweise das erhält, was man sich zuvor ausgemalt hat? In der Entwicklung von RIVERS OF NIHIL ist allein gewiss, dass sich die Musiker selbst nicht schonen, ihre Kreativität kontinuierlich fordern und sie stets vorwärts gerichtet agieren. Wiederholungen sind ausgeschlossen. Nahe liegende oder gar bekannte Lösungsansätze sucht man im Spiel der Gruppe aus Reading, Pennsylvania vergeblich. Mit „The Work“ erscheint ein klasse Werk. Weil sich der Ansatz der Metal Blade-Kombo so schlecht greifen lässt, wird der Fünfer zumeist entweder dem Tech- oder Prog-Death zugeschlagen, wobei letzteres eher geeignet ist, die Richtung zu weisen. Dass RIVERS OF NIHIL trotz der gebotenen Komplexität der Kompositionen keine primär technisch aufgestellte Death-Kombo sind, äußert sich in der Tatsache, dass Technik bei ihnen Mittel zum Zweck ist, jedoch nie im Fokus steht. Das vierte Album zeugt davon, dass hier ungemein versierte und noch dazu kreativ wagemutige Musiker zugange sind. Während die frühen Werke der US-Band vielleicht noch etwas überfrachtet oder fragmentarisch anmuteten, überzeugt „The Work“ – was für ein Titel!? – mit Spielwitz, Dynamik, Atmosphäre und fesselnder Unvorhersehbarkeit. Saxophon-Einsatz kennt man vom US-Quintett, doch die Field-Recordings und zusätzlichen Soundscapes bereichern das Gesamtbild und bauen den futuristischen Touch des Spiels aus. RIVERS OF NIHIL inszenieren ihre Tracks wendungsreich und unter beständiger Verschärfung. Wie hart und extrem manche Passagen ausfallen, merkt man häufig erst, wenn die jähen Eruptionen oder Brüche unverhofft über einem zusammenschlagen. Das Mehr an Cleangesang und sphärischen Klangexperimenten schafft auf „The Work“ dabei krasse und in Erinnerung bleibende Gegensätze.
© by Fuze - Ausgabe #90 Oktober/November 2021 und Arne Kupetz
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #111 Dezember 2013/Januar 2014 und Andreas Kuhlmann
© by Fuze - Ausgabe #90 Oktober/November 2021 und Arne Kupetz