Der 65-jährige französische Komponist, Gitarrist und Synthesizer-Spieler Richard Pinhas, der als Schüler von Gilles Deleuze auch in Sachen Philosophie geschult wurde, ist bereits schon seit den frühen Siebzigern im Bereich Elektronische Musik und Progressive Rock unterwegs.
Sowohl unter seinem eigenen Namen als auch mit der Band HELDON (auf deren bisher letztem Studioalbum „Only Chaos Is Real“ von 2001 ULAN BATOR-Gründungsmitglied Olivier Manchion als Bassist beteiligt war) entstanden seitdem zahlreiche Alben, darunter auch Kollaborationen mit MERZBOW oder Tatsuya Yoshida von den RUINS.
Sein aktuelle, mit wirklich sehr schönem Coverartwork von Yann Legendre versehene Veröffentlichung „Reverse“ besteht aus vier als „Dronz“ betitelten Stücken (zwei davon komponiert mit Oren Ambarchi, der auch als Musiker bei allen Stücken dabei ist).
Diese Unterteilung spielt aber höchstens ein Rolle, wenn man das Album als Langspielplatte über zwei Seiten hört, denn auf CD ergibt sich hier ein nahezu durchgängiger atmosphärischer Drone, bei dem sich Gitarren, Schlagzeug und Noise-Sounds auf sehr dynamische Art übereinanderlegen und in Wellenbewegungen ihre Intensität verändern.
Nichts, was man in diesem Bereich noch nicht gehört hätte, aber die kompositorische Dichte von Pinhas repetitiver, aber nicht eintöniger Musik und die insgesamt virtuose Umsetzung dieses Experimental-Rocks zwischen Free Jazz, Ambient und Shoegaze machen „Reverse“ zu einem extrem gelungenen Album.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #130 Februar/März 2017 und Thomas Kerpen