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RENKORE

La Grieta

„Wir entrinnen dem Unwahren nur mit Hilfe der Raserei“, schrieb der nicht sehr menschenfreundliche Philosoph Albert Caraco in seinem „Brevier des Chaos“. Da er bereits 1971 verstarb – was ihm, seinem Werk zufolge, wohl ganz gut in den Kram passte –, kann man nicht sagen, was er von „La Grieta“ („Der Riss“) gehalten hätte. Wo man das Thrash-Riff schon mal gehört hat, mit dem RENKORE ihren Song „Breviario de Caos“ beginnen, hätte Caraco demnach auch nicht gewusst, diesem Text würde aber ebenso wenig helfen, wenn es mir einfiele. RENKORE (aus dem berüchtigten Medellin, Kolumbien) setzen Wahrheitssuche und Raserei ausgesprochen wörtlich in Powerviolence, Hardcore und Metal um. Es geht hier nicht um Originalität, sondern eben um die erwähnte Raserei, die auch das mir bekannt scheinende Thrash-Riff nach Sekunden souverän überrollt. Chaotisch wirkt das im Grunde nur durch die Sänger:innen, die unentwegt und möglichst variabel auf garstig machen. Kaum zu glauben, dass die nur zu zweit sind. Das hohe Durchschnittstempo lässt „La Grieta“ ansonsten so unkompliziert vorbeirauschen wie einen Fallschirmsprung oder die CROSSED OUT-Diskografie. Wer mit DISRUPT und LOS CRUDOS vertraut ist, wird schnell merken, dass auch RENKORE Songs schreiben, die halb so schnell gespielt ebenso gut funktionieren würden. Das Vinyl ist auf 150 Stück limitiert.