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R.E.M. - LIFE AND HOW TO LIVE IT – Die Geschichte einer Rockband, die (fast) keine Fehler machte

Birgit Fuß

Wenn man das zweite Album einer Band 1984 im Plattenladen erworben hat und diese dann 1989 auf ihrer ersten größeren Tour live sah (in einer noch halb abgetrennten, übersichtlich gefüllten Philipshalle, jetzt Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf), nachdem sie der Major Warner unter Vertrag genommen hatte, hat man auch noch knapp vierzig Jahre später eine spezielle Beziehung dazu, selbst wenn man ihre Platten nicht mehr täglich hört. So was geht nicht mehr weg. Neben NIRVANA dürften R.E.M. zu den alternativen amerikanischen US-Rockbands gehören, die am meisten von MTV profitierten, denn ähnlich wie NIRVANA wegen ihres Songs „Smells like teen spirit“ gingen auch R.E.M. 1991 dank „Losing my religion“ vom Album „Out Of Time“ durch die Decke. Fortan füllten sie Riesenhallen, aber mein Interesse an dem immer bescheiden gebliebenen Quartett aus Athens, Georgia nahm danach deutlich ab. Die Rolling Stone-Redakteurin Birgit Fuß (Jahrgang 1972) entdeckte die Band einige Jahre später als ich, war aber dann näher dran und konnte sie über die Zeit für ihre zahlreichen Artikel auch oft persönlich treffen, was ihrer aktuell erschienenen, sympathisch persönlich gehaltenen (Fan-)Biografie spannende Inneneinsichten beschert, die nicht jede Bandbiografie besitzt. Allerdings vermittelt der Untertitel des Buchs auch das Problem dieser informativen und umfassenden Biografie, denn R.E.M. liefern einem keine Skandale oder Exzesse, selbst bei ihrer Auflösung 2011 nicht, und waren wahrscheinlich die langweiligsten Rockstars der Musikgeschichte – aber manchmal reicht es ja auch, einfach nur schöne Platten aufzunehmen.