Mit „[Rec]“ im Jahr 2007 und der zwei Jahre später entstandenen Fortsetzung hatten die Spanier Jaume Balagueró und Paco Plaza zwei wirklich ungemein effektive Terrorstreifen gedreht, die sich am Hyperrealismus von „Cloverfield“ oder „Blair Witch Project“ anlehnten und gleichzeitig die üblichen modernisierten Zombie-Klischees ausschlachteten.
Eine Abfolge enervierender Schockmomente im Halbdunkel mit Wackelkamera, und vor allem im zweiten Teil stark geprägt vom Katholizismus des Heimatlandes der Macher. Zwei der wirklich gelungenen Horrorkino-Vertreter der letzten Jahre.
Selbst die ziemlich sinnlose amerikanische 1:1-Kopie namens „Quarantine“ hatte noch erstaunlich gut funktioniert, was für die grundsätzliche Qualität vor allem des ersten „[Rec]“-Films sprach.
Doch leider ist es im Filmgeschäft ja so, dass gute Ideen so lange gemolken werden, bis die Kuh vor Schwäche eingeht. Und so nahm Paco Plaza diesmal alleine im Regiestuhl Platz und inszenierte nicht etwa das zu erwartende Sequel, oh nein, er erzählt in „[Rec]3“, was parallel zu den Ereignissen in „[Rec]“ passiert ist.
Nicht allzu viel, wie man leider feststellen muss. Schauplatz ist diesmal kein schlecht beleuchtetes Mietshaus, sondern eine Hochzeit, bei der der dämonische Virus die bereits bekannten Auswirkungen zeigt, bis die Braut selbst zur Kettensäge greift ...
Der größte Fehler, den „[Rec]3“ begeht, ist, die gewohnte POV-Perspektive schnell zugunsten einer konventionellen Bildsprache aufzugeben. Unter dem Strich kommt dabei immer noch eine kurzweilige und recht blutige Splatter-Komödie heraus, die „ab 18“ ungeschnitten ist, der aber die wichtigen Charakteristika der Vorgänger fehlen.
„[Rec]4 Apocalypse“ mit Balagueró als Regisseur steht bereits in den Startlöchern, wird aber, wie man hört, leider ebenfalls kein „Found Footage“-Film mehr sein.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #104 Oktober/November 2012 und Thomas Kerpen