[REC] 2

2007 drehten Jaume Balagueró und Paco Plaza mit [REC] einen simplen wie effektiven Genre-Film, der sich allerdings auch nur des Hyperrealismus’ von CLOVERFIELD oder BLAIR WITCH PROJECT bediente und gleichzeitig die üblichen modernisierten Zombie-Klischees ausschlachtete.

Umso erfreulicher war es, wie das Duo mit erstaunlicher kinetischer Energie eine Abfolge enervierender Schockmomente im Halbdunkel mit Wackelkamera inszenierte und einem endlich mal wieder das Gefühl vermittelte, was der Sinn und Zweck guten Horrorkinos sein sollte.

[REC] war ein wundervoller kleiner und überraschend kurzer Terrorstreifen, der einen tatsächlich das Fürchten lehrte. Was das alles sollte, blieb zwar im Dunklen, und das nicht nur im übertragenen Sinne, aber machte [REC] dadurch nur noch interessanter, denn wie schrieb Stephen King schon in seinem Horror-Sachbuch „Danse Macabre“: „Nothing is so frightening as what’s behind the closed door.“ Erstaunlicherweise funktionierte dieses Rezept sogar noch im USA-Remake QUARANTINE, eine 1:1-Kopie von [REC], die das Original zwar unnötig verlängerte, aber in Sachen Effektivität nur wenig einbüsste.

Insofern war [REC] natürlich ein großer Erfolg und es hätte mit dem Teufel zugehen müssen, wenn es kein Sequel gegeben hätte. Das knüpft nahtlos an Teil 1 an, als ein SWAT-Team zusammen mit einem Priester das unter Quarantäne stehende Wohnhaus betritt, der zentrale Schauplatz des ersten Films, um eine Erklärung für die bizarren Vorkommnisse zu finden.

In visueller Hinsicht unterscheidet sich [REC] 2 dabei nicht großartig vom Vorgänger, vor allem was die dokumentarisch anmutenden Handkamera-Bilder aus subjektiver Sicht angeht, ebenso hinsichtlich der drastischen Schockmomente, die eine mitreißende Unmittelbarkeit besitzen.

Erneut wird so die düstere, klaustrophobische Umgebung des Mietshauses zur perfekten Bühne für einen intensiven, sinnlich erfahrbaren Horrorfilm, der menschliche Urängste gekonnt für sich instrumentalisiert.

Natürlich geht in gewisser Weise der Überraschungsmoment des ersten Films verloren, da man sich quasi denken kann, was da auf einen zukommt, weniger Spaß macht [REC] 2 dadurch aber nicht.

Damit der Zuschauer nicht denselben Film ein zweites Mal sehen muss, versuchten Balagueró und Plaza in Folge diesmal für mehr inhaltliche Tiefe zu sorgen, das heißt, es gibt jede Menge Erklärungen, die viele Fans von Teil 1 aber gar nicht hören wollten.

Zumal dabei der Katholizismus der Spanier voll durchschlägt, dagegen verblasst fast DER EXORZIST. Damit wären wir auch wieder bei Stephen King, denn Balagueró und Plaza öffnen die Tür diesmal sehr weit, können aber selbst dadurch [REC] 2 keinen wirklichen Schaden zufügen.

Von mir aus kann auch noch [REC] 3 kommen. Der ist auch tatsächlich bereits für 2011 geplant und soll [REC] GENESIS heißen, was eher nach einem Prequel klingt. Ganz schlaue Hobby-Filmkritiker setzten hier dennoch überambitioniert die Logik-Brechstange an (die die meisten beim miesen THE CRAZIES-Remake komischerweise zu Hause vergessen hatten).

Für mich funktioniert [REC] 2 aber vor allem auf der formalen Ebene erneut so wunderbar, dass ich alles andere eher amüsiert als die üblichen Irrungen und Wirrungen des Genres zur Kenntnis nehme – hat ja auch niemand behauptet, dass es sich um Autorenkino handeln würde.

Und auch der finale Twist ist durchaus gelungen, langweilig wird es in [REC] 2 eigentlich nie. Ganz sicher nicht so stark wie das Original, aber in jedem Fall besser als 90 Prozent der sonstigen Sequels im Horror-Bereich, und das will schon viel heißen.

Ganz zu schweigen von aufgeblasenen, überflüssigen Nullnummern wie PARANORMAL ACTIVITY. Wurde [REC] von der FSK noch mit einer Erwachsenen-Freigabe bedacht, ist Teil 2 erstaunlicherweise schon „ab 16“ freigegeben.

Das hat allerdings nicht seine generelle Intensität beeinträchtigt, woran man mal wieder sieht, dass exzessiver Gore eben nicht alles ist. Ab 20. August als Kauf-DVD erhältlich.