RANOLA

s/t

Sollte ich mal Geld brauchen, schleiche ich mich an Uschis Plattensammlung und mopse ihre RANOLA-LP — bis zu $290 soll die laut Discogs bringen, für eine angemackte werden immer noch 79 Euro aufgerufen.

Aber klar, so was würde ich niemals tun. RANOLA, aktiv Anfang der Achtziger, sind eine der Bands aus dem Dunstkreis von EA80, wie BILLY & THE WILLIES, SERENE FALL und THE DEVIL IN MISS JONES.

Martin „Junge“ Kircher von EA80 spielte bei RANOLA Bass, er und Michael „Säge“ (Gitarre), Andreas Hülsen (Schlagzeug), Micka Mohr (Gitarre) und Jack Kremers (Gesang) kannten sich aus der Schule in Mönchengladbach (steht in den Linernotes), man trieb sich auch mal im nahen Düsseldorf im Ratinger Hof herum und nahm im November 1983 das erste und einzige Album auf, das 1984 auf After Aids Records erschien – als sich die Band bereits getrennt hatte.

Junge hatte sowieso die ganze Zeit parallel EA80 laufen, Micka zwischenzeitlich BILLY & THE WILLIES gegründet. Gerade in der Prä-Internet-Zeit waren RANOLA irgendwie geheimnisumwittert, irgendwas hatten sie ja mit EA80 zu tun, die Platte war längst ausverkauft und gesucht, und dann sang Martin ja auch noch bei „Blumen“, dem Lied mit der wundervollen Textzeile „Er aß die Blumen, die sie ihm gab“ – DIE BÖSE HAND (ein BOXHAMSTER-EA80-Projekt) coverten den Song viele Jahre später.

Gut, dass in den Linernotes der samt Textblatt neu aufgelegten LP auch das „Geheimnis“ gelüftet wird, dass mitnichten EA80-Nico hier trommelte, er lieh nur sein Drumkit aus – deshalb die Zeile „Dank/Gruß: [...] Nico für’s Schlagzeug“ RANOLA sind ein eigenwilliges Kind jener Zeit, klingen fast nie wie „typischer“ Punk jener Jahre, aber auch nicht wie EA80, jedoch partiell durchaus verwandt.

Beeindruckend: Die Version von „Die Moorsoldaten“, jenem Lied, das politische Gefangene der Nazis schon 1933 schrieben.