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PUNK PARADOXON – Eine Autobiografie

Greg Graffin

Eine Handvoll Bücher hat Greg Graffin bereits geschrieben, denn er ist ja nicht nur (Co-)Songwriter und Sänger von BAD RELIGION, sondern auch Wissenschaftler, genauer: Evolutionsbiologe. Schon bislang waren seine Publikationen nicht nur rein wissenschaftlich gewesen, in „Anarchy Evolution: Faith, Science, and Bad Religion in a World Without God“ (2010) etwa gab es schon Bezüge zu seinen extrakurrikulären Aktivitäten, aber vielleicht fühlte er sich erst mit Mitte fünfzig (Graffin wurde 1965 geboren) reif für seine Autobiografie. Oder er hatte das Gefühl, der von einem Außenstehenden (Jim Ruland) verfassten Bandbiografie „Do What You Want“ von 2020 wichtige Aspekte hinzufügen zu müssen. Wer schon etwas von Graffin gelesen hat, der weiß, dass dieser ein guter Erzähler ist und, das bewundere ich, mit einem Elefantengedächtnis für Namen, Daten und Ereignisse ausgestattet sein muss – vielleicht zeigt sich hier der Wissenschaftler. Graffin erzählt von seiner Kindheit und Jugend in einer Akademiker:innen-Familie im ländlichen Wisconsin, vom Umzug in den Großstadtmoloch Los Angeles als Teenager und dem Aufwachsen, der „Punkwerdung“ dort. Analytiker, der er ist, gibt es bei ihm nicht nur ein Runterrasseln launiger Punk-Anekdoten, sondern ein Reflektieren und Erklären des Kontextes, sowohl in Bezug auf die Band wie deren geschäftliche Belange, aber auch Szene-Entwicklungen, sein Privatleben und seinen Beruf betreffend. Ein spannend erzähltes Leben, für BAD RELIGION-Fans und allgemein Punk-Interessierte gleichermaßen. Störend: Die hölzerne Übersetzung von Paul Fleischmann, die einen darüber nachdenken lässt, doch besser zum englischen Original zu greifen.