Vom „next big thing“ zu fabulieren, ist vielleicht etwas zu hoch gegriffen, wenn man von der fünfköpfigen Band POTTERY aus Montreal spricht. Gerade mal eine EP hat die Formation bislang veröffentlicht, nun ist das Debütalbum raus und man hat das Gefühl, in Großbritannien, wo der Erfolg junger, neuer Bands sich oftmals (vor)entscheidet, fangen die üblichen Verdächtigen bereits an zu rotieren.
Im Mai sind sie erstmals auch in Deutschland zu sehen, bislang spielten sie nur in Kanada, den USA, UK und Frankreich (von wegen frankophones Quebec), und man ahnt, dass die Shows faszinierend werden könnten.
Speziell die endlos lange (6:20) laufende Vorab-Doppelsingle „Texas drums Pt I & II“ hat das Zeug, Menschen nachhaltig in ihren Bann zu ziehen: ein hypnotisch-repetitiver Song zwischen Funk, Soul, Disco-Punk und Krautrock (oder so), bei dem zwangsläufig die Extremitäten zu zappeln beginnen.
Bei ein paar der anderen Songs unter den elf Albumtracks ist das genauso, etwa bei „NY Inn“ oder „Hot heater“, und irgendwie ist das hier alles neu und frisch und doch vertraut: Peter Gabriel, TV ON THE RADIO und vor allem TALKING HEADS kommen mir hier in den Sinn, dieser groovy-soulige angefunkte No-Wave-Sound ist elektrisierend und irgendwie sehr smart gemacht, ohne nach verkopfter Konzeptkunst zu riechen.
Und dabei bewegt sich doch alles im „klassischen“ Rock’n’Roll, ohne HipHop, Dance oder aktuellen Pop aufzugreifen – beruhigend, auch wenn die Relevanz-Wächter des aufgeblasenen Feuilletons so was immer gerne haben.
„Get on your feet, feel sick and dirty!“ fordern POTTERY, und sofern man „krank und schmutzig“ im Rock’n’Roll-Sinne positiv besetzt, liefern ihre Songs die perfekte Basis dazu.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #149 April/Mai 2020 und Joachim Hiller