PORNSTORY

Ralf König

Rosa Von Praunheims 2012 veröffentlichte Dokumentation über den schwulen Comiczeichner Ralf König trägt den Titel „König des Comics“. Das ist sicherlich nicht ganz unironisch gemeint, zumal auf dem Cover ein typisches König-Männchen mit Krone und riesigem Penis zu sehen ist, an dessen Spitze ein Zeichenstift steckt.

Wollte man diese Zeichnung ernsthaft interpretieren, könnte man eventuell zu dem Schluss kommen, dass das bisherige künstlerische Schaffen von König eine reichlich triebgesteuerte Angelegenheit ist.

Damit würde man König allerdings Unrecht tun, der 1987 mit „Der bewegte Mann“ auch über die Schwulenszene hinaus bekannt wurde. Seitdem veröffentlicht König in regelmäßigen Abständen Comics, die nach wie vor sein Talent als begnadeter und extrem witziger Geschichtenerzähler unter Beweis stellen, der sowohl homo- als auch heterosexuelle Beziehungsprobleme bissig aufs Korn nimmt.

Das darf dann auch mal etwas triebgesteuerter sein, vor allem wenn er seine Arbeiten beim auf schwule Literatur spezialisierten Verlag Männerschwarmskript veröffentlicht. Im dort 2012 erschienenen Sammelband „Götterspeise“ hatte König bereits den technischen Wandel beim Pornokonsum in den Achtzigern durch die Erfindung des Videorekorders thematisiert.

In „Pornstory“ hat er dieses Thema noch mal für einen kompletten Band aufgegriffen, dessen grundsätzlicher Tenor lautet, dass Pornokonsum zwar gerne tabuisiert wird, aber schon lange im Mainstream angekommen ist.

König nennt dieses wieder extrem amüsante Sittengemälde „Die Saga der Familie Schlüter“ und zeigt damit den sich wandelnden Umgang mit Pornografie bis ins Erwachsenenalter, ausgehend vom Jahr 1972, als der kleine Eberhard Schlüter im Kleiderschrank der Eltern die Super-8-Filmsammlung seines Vaters entdeckt.