PORCELAIN

Moby

Autobiografien sind immer so ein Ding. Wie ehrlich ist der Autor mit seinem Leser? Was lässt er weg beziehungsweise was fügt er hinzu, um seinen persönlichen Werdegang zu frisieren? Im Fall von Richard Melville Hall, besser bekannt als Moby, klingt die Geschichte ziemlich glaubwürdig.

Als Sänger der Hardcore-Band VATICAN COMMANDOS kommt der junge Moby aus der Provinz in Connecticut in den Achtzigernins wilde New York, um Karriere als DJ zu machen. Nachdem er ein Religion- und Philosophiestudium abgebrochen hat, wohnt er erst mal bei seinem Labelboss Jared Hoffman von Instinct Records, kocht, putzt oder erledigt die Korrespondenz, bis er mit „Go“ einen ersten Hit landet.

Moby erzählt, wie er zuerst in England zum Technostar wird und sich vom abstinenten Christen allmählich in einen frauenverschlingenden Hedonisten verwandelt. Bei den Raves im Londoner Untergrund gibt es Frauen en masse und Drogen auf dem silbernen Tablett.

Der Ururgroßneffe des „Moby Dick“-Autors Hermann Melville, daher der Künstlername, lässt kein schmutziges Detail aus. Auch nicht, wie ihn seine Plattenfirma unter Druck setzt, als er mit „Animal Rights“ plötzlich eine schroffe Punkrock-Platte veröffentlicht.

Die Fans reagieren mit Unverständnis, im Vorprogramm von SOUNDGARDEN pfeift ihn das Publikum gnadenlos aus. Dann aber kommt das Album „Play“ und der Erfolg ist zurück. Weltweit verkauft er über zehn Millionen Exemplare und muss sich keine Sorgen mehr machen.

„Porcelain“ liest sich ohne Anstrengung und wird nicht mal phasenweise langweilig. Teilweise überrascht der kleine glatzköpfige Veganer mit seinen vielen Frauengeschichten. Das hätte man dem nach außen hin sehr schüchternen Musiker nicht zugetraut.