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POPEYE

E.C. Segar

Band zwei aus der Carlsen Bibliothek der Comic-Klassiker widmet sich dem Seemannsrauhbein mit dem zusammengekniffenen Auge. Wer dabei an die immer gleiche Trickfilmhandlung „Frau wird entführt, Popeye isst Spinat, Schlägerei, Frau wird gerettet ...“ denkt, liegt grundfalsch. Zwar gibt es auch in Elzie Crisler Segars „Popeye“-Strips diverse Wiederholungen und auch Stereotype, so platt wie die ab 1960 ausgestrahlten TV-Cartoons ist das allerdings nicht. In den passenden zeitgeschichtlichen Kontext rückt dies das ergänzende Zusatzmaterial, denn, wie in dieser Reihe üblich, gibt es hier aufschlussreiche Hintergrundinformationen und Interviews inklusive einer historischen und künstlerischen Einordnung. Der Band umfasst eine Auswahl an ausschließlich von Segar selbst gezeichneten, kolorierten Sonntagsstrips aus den Jahren 1933 bis 1938 und spart alle Fortführungen nach Segars frühem Tod 1938 (etwa von Bud Sagendorf und George Wildman) aus. Zu Recht, schließlich nennen Größen wie Carl Barks („Donald Duck“) oder André Franquin („Spirou und Fantasio“) Segars anarchisch-skurrilen Vaudeville-inspirierten Slapstik ausdrücklich als Inspiration. Auch Goscinny und Uderzo dürften die frühen „Popeye“-Cartoons gelesen haben. Im Gegensatz zu dem 2006 erschienenen Mare-Sammelband wird Popeyes schwer übersetzbares Gossen-Kauderwelsch hier recht lesbar ins Deutsche übertragen: „I yam what I yam and that’s all I yam“ – „Ich bin, wassichbin und ferddich!“ (Carlsen) vs. „Ich pin, wer ich pin, wer pinnich denn?“ (Mare). Bis auf „Plünder Eiland“ umfassen der Mare- und Carlsen-Band sonst allerdings komplett andere Geschichten und sind eher als gegenseitige Ergänzung denn als Konkurrenz zu sehen. Essentiell für comicgeschichtlich Interessierte.