Screamo in post-rockige Gefilde zu überführen war vor etwas mehr als zehn Jahren eine bemerkenswerte Nummer im Underground, vor allem ENVY, die sich damit immer weiter vom Ursprung entfernten, definierten die Spielart aus.
Danach wurde es ziemlich ruhig um diese Variante, doch seit einiger Zeit entdecken zunehmend wieder Bands Screamo-Versatzstücke wie das Laut/leise-Schema und die unbändige Verzweiflung im Verbund mit einer (grindcorigen) Aggressivität für sich, um sie wieder post-rockig zu verwässern.
Auch PETTERSSON aus Wien gehen diesen Weg und – das ist nach wenigen Tönen klar – sie treffen dabei genau den richtigen Nerv. Gewiss, nichts davon ist neu, aber das ist auch nicht von Belang, denn es geht um das musikalische Nachzeichnen unterschiedlicher Emotionen.
Zu dritt entzünden sie in den lauten Passagen eine brachiale Wall of Sound der in den ruhigen Abschnitten ein traumartig-abschweifender Sog gegenübersteht; in diesem Kontrast nun liegt das Wesen des Screamo, das PETTERSSON wunderbar einzufangen wissen.
Ganz tief treffen sie hiermit die Widersprüchlichkeit der menschlichen Existenz. Bleibt eigentlich nur die Frage offen, was sich hinter den geschwärzten Lyrics bei „White birch“ und „Helicobacter“ verbirgt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #131 April/Mai 2017 und Peter Wingertsches