Mit JANE’S ADDICTION hat der Mann seine besten Songs längst geschrieben, was alleine dadurch belegt wird, dass auf Konzerten ausschließlich ein Best-Of der ersten drei Platten und eigentlich nichts nach 1990 gespielt wird.
Umso konsequenter, dass Perry unter seinem Namen illustre Mitstreiter versammelt, weil ja sonst wieder jeder nur eine JANE’S ADDICTION-Neuauflage erwarten würde, die sich immer an dem messen lassen müsste, was die Band seit nunmehr 29 Jahren nicht mehr toppen konnte.
Also beschreitet der Visionär lieber andere musikalische Pfade, ein Unterfangen, das einen über kurz oder lang an so ambitionierte Projekte wie „Smile“ erinnert, wenn man erst einmal die Streicher, das Orchester hinter den Gitarren und den Rest der Welt erblickt.
Wie nennt man das? Größenwahn, alternative Rockoper, Geniestreich? Auf keinen Fall aber ambitioniert, denn das impliziert für meinen Geschmack auch immer das Nichterreichen der Ziellinie.
Genie und Wahnsinn, das kommt dem vielleicht am nächsten, aber so wurden andere ja auch schon belächelt, bis die Platte gezündet hat. Den beeindruckenden Spaziergang durch dreißig bis vierzig Jahre Musikgeschichte hätte ich dem Mann jedenfalls nicht zugetraut.
Mit „Pirate punk politician“ gibt es dann den Track, der mit Gitarre und Gesang am nächsten an J.A. kommt, den für mich besten aber mit „Machine girl“ und einige, die mir tatsächlich schwerfallen, weil der Bombast doch an manchen Stellen verdammt dick aufgetragen ist.
„Let’s all pray for this world“ mit seinen Streichern ist schon so zuckersüß, dass es klebt. Höchstwahrscheinlich ziemlich genial mit der gesamten Instrumentierung, nur wird das nicht jeder verstehen.
Wird uns höchstwahrscheinlich, nein, sicher diesen Sommer mehr als einmal im Radio begegnen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #144 Juni/Juli 2019 und Kalle Stille