Foto

PEEPING TOM – AUGEN DER ANGST

Beim österreichischen Schauspieler Karlheinz Böhm denkt man wahrscheinlich direkt an seine Rolle als Kaiser Franz Joseph in den Sissi-Filmen der 1950er Jahren an der Seite von Romy Schneider. Drei Jahre nach „Sissi – Schicksalsjahre einer Kaiserin“, dem dritten Teil dieses „Kaiserschmarrns“, entstand der kontroverse „Augen der Angst“ („Peeping Tom“, dt. Spanner, Voyeur), der sowohl die internationale Karriere von Böhm ausbremste als auch die von Regisseur Michael Powell massiv beschädigte. Zusammen mit Drehbuchautor Emeric Pressburger drehte Powell einige höchst erfolgreiche Filme, darunter der Ballettfilm „Die roten Schuhe“, wobei mein Lieblingsfilm von Powell, „Der Dieb von Bagdad“, 1940 noch ohne Pressburger entstand. Auch an „Augen der Angst“ war Pressburger nicht mehr beteiligt, in dem Böhm eindrucksvoll einen durch ein Kindheitstrauma psychisch gestörten Serienmörder spielt, der mit der Filmkamera versucht, die Todesangst seiner weiblichen Opfer einzufangen (Stichwort: „Snuff-Film“), was aber weder das damalige Publikum noch die Kritiker zu würdigen wussten, die den Film vor allem als krankhafte und geschmacklose Zumutung empfanden. Eigenartigerweise war Hitchcocks „Psycho“ aus dem selben Jahr trotz ähnlicher Kontroversen ein großer Publikumserfolg, möglicherweise weil es bei der Schizophrenie seines Serienmörders eine klare Trennung in der Art von Dr. Jekyll und Mr. Hyde gibt, während man in Powells Film als Zuschauer von Anfang an dazu verdammt ist, sich mit Böhms neurotischer Figur und all ihren Widersprüchen auseinanderzusetzen – hinsichtlich der Mordszenen ist der Film erstaunlich harmlos. Dieses lange verkannte Meisterwerk erschien jetzt in einer exzellenten 4K-Restauration als Blu-ray und 4K Ultra HD, mit zusätzlichem Bonusmaterial und der ursprünglichen Kinosynchronisation.