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PARTEI

Celaviemachinery

Die in den Jahren 1980 bis 1984 aktiven THE WIRTSCHAFTSWUNDER gehörten ähnlich wie DER PLAN oder PALAIS SCHAUMBURG zu den eher undergroundigen Vertretern der Neuen Deutschen Welle, bei denen punkige Verweigerungshaltung und schräge Pop-Experimente im Vordergrund standen. Dennoch hatten THE WIRTSCHAFTSWUNDER einen denkwürdigen Auftritt bei „Bio’s Bahnhof“, nachdem sie von ZickZack zur Polydor gewechselt waren, was ihnen aber auch keinen wirklichen kommerziellen Erfolg bescherte. Das Debüt „Salmobray“ von 1981 und das selbstbetitelte zweite Album von 1982 wurden in den letzten Jahren bei Tapete wiederveröffentlicht. Gitarrist der Band war damals der Tscheche Tom Dokoupil, der noch zu Lebzeiten von THE WIRTSCHAFTSWUNDER 1981 das Album „La Freiheit des Geistes“ unter dem Namen DIE PARTEI veröffentlichte, zusammen mit Beuys-Schüler Walter Dahn, ein wichtiger Vertreter der Jungen Wilden in den 1980er Jahren. Heute irritiert daran das Covermotiv, auf dem eine Skulptur von Arno Breker zu sehen ist (ein nackter Fahnenträger), dessen zugegebenermaßen faszinierende Arbeiten prägend für die Ästhetik des NS-Systems waren. Musikalisch produzierten Dokoupil und Dahn darauf rein instrumentalen, eher experimentellen Synthpop, der nicht allzu weit von DER PLAN oder WIRTSCHAFTSWUNDER entfernt war. Über vierzig Jahre später gibt es mit „Celaviemachinery“ jetzt ein neues Album von Dokoupil und Dahn. Bezüge zur NDW lassen sich hier nicht mehr herstellen, „Celaviemachinery“ tendiert mehr in Richtung Neo-Krautrock und KRAFTWERK-artigem Synthpop und enthält auch eine schöne Coverversion von Enos „Here come the warm jets“. Sonderlich schräg oder experimentell ist das nicht mehr, aber dafür gelingt dem Duo sehr unaufgeregt und ästhetisch ansprechend der Spagat zwischen modern klingendem Minimal-Pop und Retro-Tendenzen.