PAPRIKA

Satoshi Kon hat sich mit Filmen wie TOKYO GODFATHERS, MILLENNIUM ACTRESS und PERFECT BLUE bereits als Vertreter einer erwachseneren Form von Anime empfohlen. Und sein neuestes Werk PAPRIKA ist fast noch mehr als das, nämlich ein meisterlicher, alle Sinne ansprechender „Mindfuck“ par excellence, mit Anklängen von Lynch bis hin zu Filmen wie DREAMSCAPE oder THE CELL, bei dem Kon die Möglichkeiten des Mediums Animationsfilm voll ausnutzt.

Die tatsächliche Story wiederzugeben, ist wiederum das andere Problem. In PAPRIKA geht es um die Erfindung eines wirren Professors, die die Aufzeichnung von Träumen ermöglicht und die therapeutische Interaktion damit in den Köpfen der Patienten.

Aber einer der Prototypen wird gestohlen und damit die Psyche dreier Mitarbeiter des Professors manipuliert, verbunden mit der Drohung, damit die komplette Welt in eine Massenhysterie zu stürzen.

In Folge liegt es an der Therapeutin Atsuko Chiba bzw. ihrer Traumfigur Paprika herauszufinden, wer hinter den Anschlägen auf die Träume steckt und diese Bedrohung abzuwenden. Aufgrund der halluzinatorischen Qualitäten von Kons karnevalesken Albtraumwelten, die immer mehr mit der Realität verschmelzen, und wo er quasi Popkultur von innen nach außen krempelt und wieder zurück, kann man bei PAPRIKA schon mal den Überblick verlieren, was Menschen, die auf eher geradlinige Storys stehen, eventuell abschrecken könnte.

Ansonsten ist PAPRIKA aber ein außergewöhnliches Stück Science Fiction, das in visueller und atmosphärischer Hinsicht sicherlich zu den Highlights des Anime-Bereichs gehört, auch wenn man sich auf der Handlungsebene eine etwas befriedigendere Auflösung gewünscht hätte.

Aber daran krankten in letzten Jahren ja ebenfalls Katsuhiro Ôtomos STEAMBOY oder Hayao Miyazakis HOWL’S MOVING CASTLE, was ihre künstlerischen Qualitäten nur bedingt schmälerte. Unter den Extras der bereits Ende August erschienenen empfehlenswerten deutschen Doppel-DVD befinden sich interessante Dokumentationen zum Animationsprozess und der Entwicklung der Handlung, ebenso wie das gemeinsame Interview des Regisseurs, des Autors der literarischen Vorlage und der Sprecher zweier Hauptfiguren.